Heute zur Abwechslung einmal ein paar nachdenkliche Worte. Ich war diese Woche bei der Trauerfeier eines älteren Herrn, der jahrelang Zeitungen ausgetragen hat für eine meiner Redaktionen. Dieser Herr war unersetzlich, er erledigte Botengänge, er räumte auf, er sortierte das Altpapier, er stellte den Müll raus und erledigte morgens um 6 Uhr schon den Aushang. Im Winter schippte er Schnee, im Sommer kehrte er den Platz vor der Redaktion – und das alles, obwohl er gesundheitlich stark angeschlagen war. Für einen kleinen Lohn. Er war dankbar für ein paar nette Worte, ein paar Minuten Zeit und ein Stückchen Kuchen. Weil er keinen Führerschein besaß, erledigte er alle Botengänge mit dem Rad. Und dann saß ich in der Aussegnungshalle. Viele Kollegen. Wenig Familie. Die Pfarrerin hatte Mühe, 20 Minuten Trauerfeier zu füllen. Ein paar dürre Worte, wie viel er gearbeitet hat. Und das war es. Zwei unbekannte Lieder, überdies viel zu hoch angestimmt, so dass die wenigen Trauergäste nur heiser mitkrächzen konnten. Am Abend dann das Kontrastprogramm. Ehrung eines Firmenmitarbeiters. Eines solchen, der selbst am besten wusste, was er alles geleistet hatte und über jede noch so kleine Maschinenstunde Buch geführt hatte und dem Laudatoren ständig ins Wort fiel, wenn er einen vermeintlich wichtigen Verdienst „vergessen“ hatte. Wichtig sein und wichtig nehmen ist eben doch zweierlei.