Peter ist ein Kind, das mit neuen Medien groß wird. So Leid mir das tut – aber Frau Kasi verbringt berufsbedingt viele Stunden am Computer, sein Papa genauso. Außerdem seine Onkels und sein Opa Schatz, der das Portal von der „Sendung mit der Maus“ mittlerweile ziemlich gut kennt. Peter weiß also, was Firefox ist, er kennt Safari und den Internet Explorer („Lass‘ doch den Mist, der hängt doch eh immer….“). Schon häufiger hat er im Kindergarten leider für Verblüffung gesorgt, wenn er spontan erklären konnte, wo man was ausdruckt, welcher Explorer besser ist oder warum ein Laptop handlicher ist als ein PC. Peter kennt die Marken meiner Kamera und die meines Druckers. Er weiß, was CD-Rohlinge sind und wo man sie in meinem Schreibtisch findet. Mittlerweile kann er Hörspiele schon alleine downloaden, obwohl er noch nicht einmal richtig lesen kann. Sorry! Durch den Job seiner Frau Mama kennt Peter auch die Begriffe Websites und Twitter, er weiß sogar was Facebook ist und „Spiegel online“. Und es ist wirklich nicht so – ich schwöre – dass das Sohnkind stundenlang am Computer spielen dürfte. Manches schnappt er er einfach nebenher auf – selbst wenn er selbstvergessen neben mir sitzt und malt, während ich telefoniere oder vor mich hin schimpfe, weil das Internet wieder so saulangsam ist.
Natürlich hat der Thronfolger auch mitbekommen, dass wir für unseren Hausbau manchen Preis im Internet verglichen oder gar bei Ebay bestellten. Es war nicht wahnsinnig viel. Aber beispielsweise waren unsere geswünschten Ikea-Schlaufenschals in keinem Einrichtungshaus der Nähe vorrätig, so dass wir auf einen Ebay-Sofort-Kauf-Anbieter ausweichen wollten. Diese Schals und GENAU diese waren schließlich die einzigen auf der ganzen Welt, auf die sich Herr UND Frau Kasi einigen konnten.
Jetzt hat das aufmerksame Sohnkind mitbekommen, dass überall Wahlplakatte mit schönen oder weniger schönen Politikergesichtern die Straßen zieren. Pädagogisch wertvoll erkläre ich dem jungen Mann, dass Wahlkampf ist und dass alle diese Herren/Damen in den Landtag oder in die Regierung wollen. „Aha“, sagt Peter. „Mit DIESEN Bildern? Hatten Sie keine anderen?“ Ich verkneife mir wenig erfolgreich ein Schmunzeln: „Hmmmm.“ Nach dem üblichen Fragenkatalog – was ist die Regierung? Warum will man da rein? Wie sieht es da aus? Was haben die für Stühle?- kommen wir irgendwann sogar zum Stichwort Sitzverteilung. Das Kind fragt mir nich nur Löcher, sondern ganze Lochreihen in den Bauch. Komplett erschöpft, google ich schließlich noch das Wahlprogramm der Grünen – Peter gefallen die bunten Bilder und die vielen Farben auf deren Plakate so gut. Bevor sich das Sohnkind über sein Müsli hermacht, hat er noch eine quälende Frage im Repertoire: „Kann man Landtagssitze eigentlich auch bei Ebay ersteigern? Dann würde sich das ganze Häckmäck mit der Wahl ganz schnell erledigen.“ Die Sache mit dem Demokratieverständnis müssen wir noch einmal wiederholen, Kind 2.0.