Alles begann damit, dass sich eine Maus in Pauls Kinderwagen verkrochen hatte. Paulchens Gefährt steht üblicherweise in unserer Garage zwischen den beiden Autos neben Peters Rad. Eines Nachmittags entdeckte ich zu meiner unbändigen Freude verräterische Biss-Spuren in der Tragetasche. Mäuse im Kinderwagen eines Säuglings sind nicht unbedingt das, was Frau Kasi besonders schätzt. Nachdem der Kinderwagen umfangreich auseinandergebaut (haben Sie eine Ahnung, wie viel Pappe in so einer Trageschale steckt?!) und wieder zusammengesteckt und in der Maschine sehr heiß und mit viel Chemie gewaschen worden war, musste der bedauernswerte Herr Kasi auf Mäusejagd gehen. Frau Kasi weigerte sich beharrlich. Sie fängt nicht mal Spinnen oder Wespen ein. Die Jagd unternahm Herr Kasi selbstverständlich mit mäusehochverträglichen Lebendfallen – weil Sohnkind eins große Krokodilstränen weinte, als Herr Kasi salopp ankündigte, jetzt gehe es den Nagern an Leib und Leben. Die Lebendfallen, die Frau Kasi über ein großes Internetauktionshaus erstand, waren Herrn Kasi zwar zu klapprig und zu wenig stabil, aber mit der klassischen Befüllung – Wurst und Käse – würde die Jagd schon klappen, hoffte er. Denkste.
Die Mäuse waren so etwas von raffiniert. Wurst und Käse waren Tag für Tag weg, die Fallen leer. Im Hause Kasi wartete man schon fast auf handgeschriebene Zettel: „Das nächste Mal hätten wir gern Lyoner und Nugatpralinen.“ Auch weitere Versuche mit Nutella (sehr zum Missfallen von der schleckigen Frau Kasi) scheiterten. Die Schokopaste schleckte Familie Maus gern, fangen ließ sie sich nicht. Doch die rechte Wut packte Herrn Kasi, als er feststellte, dass 1) seine Umzugsplane angenagt und 2) Hase Oskars Kraftfutter leer geräubert waren. Zweimal war Herr Kasi dann tatsächlich mit einer eigens gekauften Superduper-Riesenfalle aus dem Baumarkt seines Vertrauens erfolgreich. Des Rätsels Lösung, warum die kleinen Nager Frau Kasis lausige Internetfallen gemieden hatten, war einfach: Die Viecher waren im Lauf der Zeit schlicht zu fett dafür geworden. Raten sie mal, von was? Klar. Von Wurst, Käse, Milchpulver, Schokopaste, Kraftfutter.
Familie Kasi war jetzt misstrauisch geworden. Es raschelte nach wie vor in der Ecke links beim Gelben Sack und dem Sack mit dem Pferdebrot. Herr Kasi fühlte sich bestätigt, als er am hellen Morgen beim Zeitungholen einem munteren Mäusepärchen begegnete. „Na, auch schon auf?!“, schienen die beiden zu fragen und: „Hast DU schon Kaffee gekocht? Die Zeitung ist schon da. Die Austrägerin hat uns geweckt.“ Wohlwissend beließ es Familie Maus bei einem freundlichen Nicken und einem schnellen Blick aus braunen Knopfaugen und zog von dannen. Das Spiel begann von neuem – mit Herrn Kasi und den Superduper-Fallen. Frau Kasi, die allerlei überraschend auftauchendes Getier gern mit spitzen Schreien begrüßt, mied die Garage daraufhin konsequenterweise wie der Teufel das Weihwasser (darum steht mein Auto so oft draußen, ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten – für aufmerksame Beobachter). Der Kinderwagen parkt seither im Büro. Was also blieb Herrn Kasi übrig, als wieder zum Kleinwildjäger wider willen zu mutieren? Tag für Tag zog er falleschwingend in die Garage – doch die Mäuse blieben den überdimensionalen Gitterkästen fern und ließen sich allerhöchstens morgens einmal persönlich blicken. Nach wie vor zeigten sie sich wenig heikel und nahmen gern alles – Nutella, italienische Paprika-Cabanossi, Schweizer Emmentaler, Pauls Milchpulver, Mehl. Herr Kasi wurde sehr zornig, als er Tage später eine dieser Mäuse erwischte: Ein Hamster hätte neben diesem Riesenvieh geradezu magersüchtig und schwindsüchtig gewirkt. Der gefräßigen Monstermaus schenkte Herr Kasi dennoch, gutmütig und friedliebend wie er ist, gern die Freiheit. Vermutlich hat er dem dackelgroßen Tier vor dem Abschied noch einmal kurz den Nacken gekrault. Frau Kasi war ein fieses Kameradenschwein und zeterte besserwisserisch: „Vor Dir und Deiner Gutmütigkeit haben nicht einmal die Mäuse Respekt.“ Es kam noch schlimmer: Am nächsten Tag behauptete Frau Kasi steif und fest, GENAU diese Maus und KEINE andere beim Zeitungsholen in der Garage getroffen zu haben: „Das passiert, wenn man die Mäuse direkt neben dem eigenen Haus freilässt“, wetterte sie zänkisch. „Dann fang‘ doch das nächste Mal DU die Viecher“, schimpfte Herr Kasi vollkommen berechtigterweise zurück. Peter weinte, weil ihm die Mäuse leid taten und schlug vor, man könne sie doch in einen Käfig sperren und wie Hamster oder Meerschweine halten: „Im Laden kosten die 6,90 Euro. Vielleicht können wir sie wenigstens verkaufen? Das gibt dann bald ein Handy für mich.“ Paul brüllte, weil nach wie vor sein Milchpulver als Köder herhalten musste. Die nächste Maus, die unbedachterweise in Herrn Kasis Falle ging, fuhr selbiger zur Wahrung des häuslichen Familienfriedens im Auto fünf Kilometer mit ins Nachbardorf. Zur Vorsicht. Sie hatte die Größe eines Cockerspaniels, ehrlich.
Wenn Du mal wieder ein Mausproblem hast, bekommst gerne meine Marderfalle. Die hat sich bestens bewährt, statt Marder habe ich schon viele Mäuse damit gefangen und die durften mit mir auch immer weit weg in den Urlaub fahren.
🙂