Haben Sie’s gelesen? In Nordrhein-Westfalen hoffen die Polizisten auf Wintermützen – und darauf, dass sie noch vor dem nächsten Frühlingseinbruch, all den Primeln, Schneeglöckchen und Buschwindröschen bei ihnen eintreffen. Warum? Man hatte für die Ordnungshüter zwar neue Kopfbedeckungen bestellt, dabei aber offenbar zu wenig auf eine gute Qualität geachtet. Das schwäbische Sprichwort „Do isch d’Kapp ganz schön verschnitta“ wurde in NRW plötzlich wahr: Die Mützen gaben nach kürzester Zeit den Geist auf. Weil wir in Deutschland leben, wurden die minderwertigen Kappen näher inspiziert. Gerade einmal 15 von 190 untersuchten Exemplaren (wer bitte untersucht Polizei-Wollmützen?) waren ohne Mängel. Bei allen anderen lösten sich die Schriftzüge zu unschönen Verbalverunstaltungen wie „olizei“ oder „Plizi“, die Nähte platzten, oder die Staatskappen hatten schnöde Löcher. Unschön, wenn man nachts bei Eiseskälte raus muss zur Streife. Jetzt hat der Hersteller Zeit zum Nachbessern erhalten. Aber es handelt sich um immerhin 25.000 Wollmützen.
Warum ich Sie mit nordrhein-westfälischen Wollkappen behellige? Die ganze Welt ist doch derzeit aufgrund zweier einst in Japan tätiger Skilehrer im „Myboshi“-Fieber. Allen, die nicht wissen, was eine „Boshi“ ist, sei kurz erklärt, dass sich besagte junge Männer in Japan von einer Spanierin beibringen ließen, wie man Kappen häkelt. Niedliche, kleine Wollmützen in allerlei Formen und Farben, mit Bommel und ohne. Zugegebenermaßen, Häkeln war zuvor nicht wirklich „en vogue“, aber die beiden Skilehrer wussten schon in Japan nicht nur mit Pflug und Stockeinsatz zu begeistern, sondern auch mit ihren selbstgemachten Kopfbedeckungen, gefertigt in der nächtlichen Tristesse eines fernöstlichen Turnhallen-Kellers. Zurück in Deutschland lösten die beiden männlichen Häkelprofis einen wahren Hype aus, Horden begeisterter Mädels und Frauen fegten Wollgeschäfte leer, Handarbeitszirkel formierten sich, HTW-Lehrerinnen rieben sich die Hände, man lud gar zu einer Häkel-WM. Die Handarbeit genoss nach Jahrzehnten des Darbens endlich wieder einen gewissen Stellenwert im öffentlichen Leben. Dank Mützen-Modelle mit Namen wie „Hokkaido“, „Ketai“ oder „Tokio“.
Auch Frau Kasi hat in den vergangenen Monaten diverse Mützen und Schals und Stulpen für sich und ihre tollen Jungs gehäkelt. Alle auffindbaren Wollreste kamen unter die Nadel. Die Zahl der gefertigten Stücke stieg und stieg – so rapide, dass Herr Kasi unlängst vorsichtig anfragte (mit einer rotweißen Boshi auf dem Kopf!), wie viele Mützen, Kappen und Stirnbänder noch nachfolgen sollten? Schließlich habe doch jeder nur einen einzigen Kopf und die Mützenkommode in der Diele lediglich drei Schubladen.
Der Familienrat schlug also vor, Frau Kasi und die mittlerweile fleißig mithäkelnde Oma könnten doch die armen Polizisten beliefern? Vermutlich würden die Kopfbedeckungen dann netter und vor allem bunter aussehen als die in NRW bestellten. Sind wir mal ehrlich: Welcher Polizist hat schon eine rot-pinke Mütze mit neongelbem Bommel? Oder eine mit Diagonalstreifen in Himmelblau auf Smaragdgrün? Eine wirklich nette Idee, fand Frau Kasi. Aber sind wir mal ehrlich: Wenn man all die schönen Boshi-Mützen nach vielen Abenden im Schummerlicht, nach Sehnenscheiden-Entzündung, Rückenschmerzen und Tennis-Ellbogen jetzt hergeben würde, wäre man doch dümmer als die Polizei erlaubt, oder?