Tschüss, Opel Blitz!

Opel blitz

Nun ja, was soll ich sagen? Wir müssen Abschied nehmen. Von Opel Blitz, einem etwas in die Jahre gekommenen Zafira mit rund 100.000 Kilometern. Der Wagen ist verkauft, morgen wird er abgeholt. Eben holt Herr Kasi das letzte Gedöns aus dem Auto: ein Päckchen feuchtes Toilettenpapier für die Buben, ein Knaxheft von Peter und eine Picknickdecke. Obwohl wir froh sind über den Verkauf, befällt uns kollektive Wehmut. Peter kannte mit seinen knapp acht Jahren bewusst nur den Opel Blitz, der übrigens nach einem frühen Tourbus der Toten-Hosen benannt war. Ehrlich gesagt bin ich mir sicher, dass unser Opel Blitz in seinen Jahren bei uns fast genauso viel erlebt hat wie sein berühmtes Punkrock-Pendant. Jetzt steht er äußerlich poliert und innerlich geputzt auf dem Hof und ist mir so fremd wie ein Neuwagen. Ohne Nummerntafeln, ohne Krümel zwischen den Sitzen (vor dem Saugen hätte man spontan zwei Schnitzel panieren können), ohne Paulchens Spuckwindeln und ganz ohne Currysauce aus einer großen Fastfoodkette, die wir selbstverständlich nieeee besuchen.

Der Blitz kam einst ins Haus, als Peter ein paar Monate alt war. Damals hatte uns sein Vorgänger jäh verlassen. Der Neue bestach durch viel Platz, sieben Sitze und ein Sportgetriebe. 140 PS waren für sein etwas hohes Gewicht zwar nicht üppig, aber okay. Das Raumangebot machte das Tempo wett. Wir erkundeten zu dritt den Gardasee im Opel Blitz. Wir pendelten zwischen Klinik und Heimat hin und her, als Paulchen krank war. Einmal übernachteten Herr Kasi und ich sogar drin, als das Tote-Hosen-Konzert länger gedauert hatte als geplant und wir beide schweinemüde waren. Ein Haus bauten wir obendrein mit dem treuen Gefährten. Wir fuhren Holz für den Pollerofen im Wohnzimmer hin und her, beluden das Auto wenig feinfühlig mit großen Müllsäcken für die Entsorgung und stopften seine Kofferraum-Untiefen mit gefühlten 134 Kartons an Frau Kasis Büchern voll. Dazu kamen zig Fußball-Ausfahrten zum VfB oder der deutschen Elf, alleine oder in Gesellschaft von Freunden. Anschließende Rückfahrten inklusive – himmelhochjauchzend oder eben zu Tode betrübt. Keine Frage, dass Frau Kasi nach dem Meistertitel der Stuttgarter ein Ründchen im Siegestaumel schlief, als man am frühen Morgen nach Nusplingen zurückkehrte. Mach es gut, alter Opel. Ich versprech’s Dir, ich versuch‘ nicht zu heulen.

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