Die Sache mit der Schwester

Peter freut sich sehr auf sein Geschwisterchen, das irgendwann im Mai unsere Familie vergrößern wird. Wenn Ultraschallbilder nicht lügen, bekommt Familie Kasi noch einen Sohn. Dass Peter lieber eine Schwester gehabt hätte, hatte anfangs mehrere Gründe. Ganz zu Anfang der Schwangerschaft (als ich morgens als erstes das Klo von innen begrüßte) hatte er den Gedanken, eine Schwester wäre rein zukunftstechnisch gesehen für ihn die bessere Alternative: „Vielleicht räumt sie mir ja mein Zimmer auf…“ Diesen Gedanken konnte ich allerdings rasch zerstreuen. Ich habe das bei meinem Brüdern ja auch nicht getan. Dann überlegte er, vielleicht könne die weibliche Verstärkung ihm mittelfristig in der Früh die Schuhe anziehen: „Das wär‘ echt praktisch. Ich bück‘ mich doch so ungern..“ Auch diesen Ansatz zerstörte ich im Keim und hinterfragte meine Erziehung. Wo bitte kämen wir da hin?! Eine kleine Schwester als Stiefelknecht? Trotzdem wünschte sich Peter ein Schwesterchen. Ganz eisern und ganz wie Herr Kasi.

Irgendwann vor ein paar Wochen waren wir beim großen Ultraschall. Peter, Herr Kasi und natürlich Frau Kasi. Aufgeregt saßen wir alle um den Monitor herum, während der freundliche Herr Doktor unser neues Familienmitglied von seinen Schokoladenseiten aufnahm. Lautes Gelächter meinerseits, als er sagte: „Ach, man sieht es nicht so gut. Es hat seinen rechten Arm vor dem Gesicht.“ Es ist bekannt, dass sowohl Herr Kasi als auch der Thronfolger just diese Haltung für ihren tariflich gesicherten Tiefschlaf bevorzugen. Lange Rede, kurzer Sinn. Bei dieser Ultraschall-Vorführung sah man auch etwas überdeutlich, was Mädchen üblicherweise nicht besitzen.

Im Fahrstuhl nach unten fiel das Sohnkind durch nachdenkliche Stille auf. Ich hakte nach. „Nö, is‘ nix.“ Natürlich stimmte das nicht: „Ach komm‘, Peter, Du kannst mir doch alles sagen. Du bist traurig, weil Du keine Schwester kriegst, ja? Aber weißt Du, die Hauptsache ist doch, dass das Baby gesund und munter ist. Ganz egal ob Mädchen oder Junge.“ Peter nickte, während ihm die Tränen in die Augen schossen. „Hmmmm.“ Ich  machte mir ernsthaft Sorgen. Plötzlich brach unser Sohn in herzzerreißendes Schluchzen aus: „Ehrlich gesagt, nehm‘ ich auch gern ’nen Buben. Aber ich dachte doch, ein kleines Mädchen kriegt doch sicherlich mal ein Playmobil-Prinzessinnenschloss, und das hätt‘ ich doch so gern. Aber ich als Mann kann mir das doch schlecht wünschen…“