Kennen Sie das Gefühl auch, dass man an der Kasse steht, minutenlang Spinat, Äpfel, Schokolade und Klopapier auf das Förderband geladen hat, und plötzlich merkt, dass es an der Kasse nebenan viel schneller geht? Falsche Entscheidung, Mist. Man Essen im Restaurant bestellt und urplötzlich lieber das vom Tischnachbarn hätte, weil es viel leckerer aussieht? Pech gehabt. Sich im Laden stundenlang ein paar braune Schuhe heraussucht und daheim plötzlich doch lieber die schwarzen hätte? Mich kosten Entscheidungen jeglicher Art immer doppelt Nerven: Erst dauert es ewig, bis ich mich zu irgendwas durchgerungen habe, und dann sinniere ich tagelang, ob ich mich richtig entschieden habe. Selbst dann, wenn es um vergleichweise banale Dinge geht wie um ein paar neue Skisocken oder die Menüwahl des Mitttagessens. Leider hat mein Sohn diese Eigenschaft von mir und meinem Mann geerbt. Wir haben schon Stunden im Supermarkt zugebracht, weil Peter sich nicht entscheiden konnte, ob er sich als Wunsch-Süßi lieber Haribos heraussucht oder einen Riegel. Zuhause stundenlang am Schrank gestanden, weil Junior vollkommen hilflos war ob der Frage, ob er in den Kindergarten lieber den blauen Bob-Pulli anziehen will oder die beige Benjamin-Blümchen-Jacke. Mehr als zwei Auswahlgegenstände verkraftet das Kind gar nicht. Hat er dann endlich etwas entdeckt, können wir es nicht kaufen, weil Peter Nüsse nicht vertragen kann. Oder das Elefanten-Outfit einen Fleck hat an der Rüsselsspitze. Auch mein Mann hat es, wie gesagt, nicht unbedingt mit der Entschlussfreude. Mit ihm einen Baumarkt zu besuchen dauert mitunter so lange wie eine komplette Erdumseglung. Wir wir drei müssen jetzt die Ausstattung für ein komplette Haus auswählen. Hat jemand Ahnung, wie viele verschiedene Fenster-Rahmen-Farben es gibt, mit RAL oder ohne? Treppen können aus Stein oder Holz sein, nicht zu vergessen, die verschiedenen Formen, gewungen oder gerade, mit Durchsicht oder ohne. Allein die Küche hat uns Monate gekostet – so viele Entscheidungen auf einmal. Ehrlich gesagt, bin ich froh, wenn das erste Steak in meiner neuen Küche in der Pfanne liegt. Aber vermutlich ärgere ich mich dann schon wieder, warum ich die Fronten nicht in korallenrot oder pflaumenblau genommen habe. Den giftgrünen Linoleum fürs Kinderzimmer – „cool, das sieht dann aus wie ein Fußballrasen!“ – habe ich Peter jedoch ganz beruhigt und mit gutem Gewissen sofort ausgeredet. Genauso wie die herzige Tapete mit tanzenden Bärchen, die er bei einem dortigen Besuch mit seinem Papa entdeckt hatte.