Der Herbst kommt

Wir hier mitten auf der Schwäbischen Alb warten, harren, hoffen auf den Frühling. Seit November sind wir eingeschneit, wie habe ich durchnässte Schuhe, Auto-Freikratzen, frühmorgendliches Schippen, kalte Hände und Rutschgefahr satt! Ich möchte endlich wieder Sommerkleider anziehen, Maiwanderungen machen, beim Fußballgucken im Stadion nicht mehr frieren, mit dem Knirps draußen planschen, ja sogar Sonnenbrand kriegen! Umso erstaunter war ich heute, als ich einen Newsletter einer großen schwedischen Modekette in meinem elektronischen Postfach hatte. „Bald ist die neue Herbstmode da“, wird in großen Lettern verkündet, unter dem Foto einer hochgewachsenen Brünetten mit Pudelmütze und Wollpulli. Ich hielt das Ganze für einen technischen Fehler oder eine digitale Ente. Bis ich weiter las. Eine neue, spannende Modesaison sei im Anzug, und ich als VIP-Kundin (wann wird man das?) käme als erste in Genuss, jetzt schon tolle Herbstmode zu kaufen, um meinen persönlichen Stil zu finden. Weshalb bitte sollte ich das wollen? Soeben habe ich Herbstpullis aus der Herbstkollektion 2008 im „Sale“, also als Schnäppchen, erstanden, weil bei uns auf der Alb der Winter ja bekanntlich ein halbes Jahr dauert und man einen dünnen Rolli durchaus als Ganzjahres-Kleidungsstück betrachten kann. Warum in aller Welt sollte ich jetzt also schon wieder warmes Zeugs kaufen, wenn auch aus dem Jahr 2009? Aber vermutlich dauert in Schweden die kalte Jahreszeit noch länger. Vor dem Herbst ist halt nach dem Herbst. Auf diese Art und Weise kommt man spielend um Spagetti-Träger-Tops, Flatterröcke und Ballerinas herum. Schade eigentlich. Aber zum Glück muss man ja nicht jeden Modetrend mitmachen.

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