Mist mit sieben Dioptrien

Der Schwimmbadbesuch ist zu Ende. Familie Weiger hektiziert zum Ausgang – sonst heißt es nachzahlen. Ich beeile mich also mit Duschen, freue mich, dass meine beiden Männer schon vor der Damendusche stehen, als ich frisch gewascht und getrocknet nach draußen komme. Beim Näherkommen auf leisen Barfuß-Sohlen sehe ich einen kleinen blonden Jungen, der vertrauensvoll die Hand in die seines Papas legt. Mein Herz geht auf. Dann merke ich allerdings, dass Markus‘ neue Badehose ein klein wenig über den Popo gerutscht ist. Beherzt greife ich zu und brülle ihm ins Ohr: „Ich zieh Dir mal die Hose um. Da kann man voll Deinen Popo sehen.“ Markus dreht sich um. Er hat schöne blaue Augen und einen Bart. Einen Vollbart. Mir stockt der Atem. Das Blut gefriert mir in den Adern – so sympathisch der Mann da auch sein mag, dem ich lautstark seine Hose zurecht zupfe – es ist leider nicht meiner. Meiner hat seit knapp 40 Jahren grüne Augen mit hellbraunen Sprenkeln und noch nie einen Vollbart getragen. Und bei genauerer Betrachtung ist mein Göttergatte nicht ganz so fest. Freundlich zwinkert mich der junge Mann an – selbstverständlich ist der kleine, blonde Junge auch nicht meiner – und fragt: „Na, da hob ich jetzad grad denkt, des wär ma‘ Fra‘.“ Auch noch ein Franke. Ich entschuldige mich hochrot, stammle unsinnige Sätze und mache mich schleunigst vom Ort meiner Schmach. Mist auch mit fast sieben Dioptrien.

Ein Gedanke zu „Mist mit sieben Dioptrien

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