Familienausflug Teil 2

Wie gesagt, nach unserem Kino-Abenteuer landen wir bei Burger-King. Weil Peter unbedingt noch ein Eis will und sich von dem Laura-Schrecken erholen muss und ich es versprochen habe. Weil er aber auch das Spiezlzeug vom Kindermenü haben will, müsste er ja eigentlich auch ein Menü essen. Schwere Entscheidung.

Zur Zeit fällt es ihm unglaublich schwer, sich für etwas zu entscheiden. Peter nimmt also das Menü: „Ich esse noch was Gescheites vor dem Eis.“ Hallo? Bei Burger King? Egal. Wir haben andere Sorgen. Peter weiß nicht, welche der grausamen Sponge-Bob-Figuren er nehmen soll als Additiv. Der Kasi-Mann ist genervt: „Nimm in Gottes Namen die komische Weltraumkatze.“ Peter ist einverstanden. Als ihn die junge Frau hinterm Thresen fragt, was er zu seinem Menü dazu haben möchte, wählt er „in Gottes Namen die komische Weltraumkatze“. Prima. Man muss sich zur Zeit immer überlegen, was man sagt.

Das Essen verläuft in Ruhe. Bis das Eis ansteht. Peter legt Wert darauf, es sich selbst zu holen. Wir finden es beide klasse, dass das Sohnkind unerschrocken alleine durch den vollen Burger King gehen will und unterstützten ihn. Bis wir vorne am Thresen lautes Geschrei hören. Mittenmang unser Sprössling, der sich nicht entscheiden kann, ob er Erdbeer- oder Schokoladensauce drauf haben will. Er nimmt dann nach langem Hin und Her, in das mein Mann einschreitet, „mit ohne alles“.

Weil Eisessen immer kleckerintensiv ist, brauchen wir bald Serviettennachschlag. Peter zieht los, um welche zu holen, vergisst allerdings schon schnell, warum er eigentlich los gezogen ist. Denn er kommt mit vielen kleinen Salz- und Pfeffer-Tütchen zurück. Ich weise ihn hektisch darauf hin, dass sowas nicht geht und ordne eine sofortige Gewürz-Zurück-Bring-Aktion an. Mein ansonsten so korrekter Mann sieht das alles seltsamerweise als nicht so tragisch an und beschwichtigt: „Ach was, lass das Zeug da. Das ist geschickt auf unserer Baustelle.“ Er steckt sich das Kilo Salz und Pfeffer in die Untiefen seiner Jacke. Das Kind überlegt laut, ob das jetzt Gewürzklau ist.

Endlich ist das Eis verspeist, der Kaffee leer. Ich will heim aufs Sofa. Doch Peters Mütze fehlt. Kurze Suche. Beim Rauslaufen entdeckt sie der Holde in – den Untiefen seiner Jacke und fängt an zu kruschteln. Direkt vor dem Thresen fällt daraufhin ein Kilo Salz und Pfeffer heraus. Sie wissen, das ist so geschickt für den Bau. Männer.

Leer gequatscht

Peters Papa ist wieder im Büro. Peter und ich urlauben noch etwas, weil der Kindergarten auch noch zu hat. Deshalb ist dem Knirps – verständlicherweise – ziemlich fad. Baustellentechnisch läuft grad im Moment unter Tags auch nicht sooo viel. Eben weil Peters Papa wieder im Büro ist. Deshalb gehen wir baden oder backen Waffeln. Wir bummeln in der Stadt. Essen Eis. Lesen Bücher. Planschen im Garten. Sie denken, ach Kasi hat es derzeit nett? Stimmt einerseits auf jeden Fall. Der Knirps ist echt lustig, und es macht Spaß, wenn es nicht immer irgendwie hektisch ist. Allerdings ist das gute Kind anderseits schon, Sie verzeihen, etwas anstrengend. Er fragt Löcher in den Bauch: „Mama, warum ist das Geländer grundiert?“, „Mama, wie macht man Eis? Und warum ist es kalt?“, „Mama, wo lernt man Flaschner?“, „Mama, woher kommen die Buchstaben?“, „Mama, wieso hat eine Acht zwei Nullen?“ oder „Mama, wie kommt der Strom in die Steckdose?“… Da bin ich mit meinem Latein des Öfteren am Ende.

Wie die Meisten wissen, bin ich nicht zwingend wortkarg. Nein, ganz und gar nicht. Um ehrlich zu sein, rede ich ganz schön viel. Aber eigentlich redet mein Kind noch mehr. So passiert es mitunter, dass Peters Papa abends heim kommt und ich außer „Hallo“ kaum noch einen vernünftigen Satz über die Lippen bringe. Eben weil ich leer gequatscht bin.

Deshalb schreiben wir uns jetzt im Hause Zettel. Gerade eben hat mir Peter einen für seinen Papa diktiert, damit er weiß, wo seine Lieben sind: „Das ist eine Nachricht von Peter und Kasi. Wir sind im Freibad, wir weißen aber noch nicht in welchem. Halt, doch, in Fridingen. Viele Grüße von Peter und Kasi. Ach ja, von den Freibad-Plänen habe ich so ebenfalls erfahren. Allerdings finde ich die Idee gar nicht so schlecht.

Mist mit sieben Dioptrien

Der Schwimmbadbesuch ist zu Ende. Familie Weiger hektiziert zum Ausgang – sonst heißt es nachzahlen. Ich beeile mich also mit Duschen, freue mich, dass meine beiden Männer schon vor der Damendusche stehen, als ich frisch gewascht und getrocknet nach draußen komme. Beim Näherkommen auf leisen Barfuß-Sohlen sehe ich einen kleinen blonden Jungen, der vertrauensvoll die Hand in die seines Papas legt. Mein Herz geht auf. Dann merke ich allerdings, dass Markus‘ neue Badehose ein klein wenig über den Popo gerutscht ist. Beherzt greife ich zu und brülle ihm ins Ohr: „Ich zieh Dir mal die Hose um. Da kann man voll Deinen Popo sehen.“ Markus dreht sich um. Er hat schöne blaue Augen und einen Bart. Einen Vollbart. Mir stockt der Atem. Das Blut gefriert mir in den Adern – so sympathisch der Mann da auch sein mag, dem ich lautstark seine Hose zurecht zupfe – es ist leider nicht meiner. Meiner hat seit knapp 40 Jahren grüne Augen mit hellbraunen Sprenkeln und noch nie einen Vollbart getragen. Und bei genauerer Betrachtung ist mein Göttergatte nicht ganz so fest. Freundlich zwinkert mich der junge Mann an – selbstverständlich ist der kleine, blonde Junge auch nicht meiner – und fragt: „Na, da hob ich jetzad grad denkt, des wär ma‘ Fra‘.“ Auch noch ein Franke. Ich entschuldige mich hochrot, stammle unsinnige Sätze und mache mich schleunigst vom Ort meiner Schmach. Mist auch mit fast sieben Dioptrien.

Zwei-Euro-Eis

Peter bekommt von einem netten Bekannten zwei Euro geschenkt – und den Auftrag, sich tags darauf ein Eis davon zu kaufen. Ich verspreche das hoch und heilig. Am nächsten Tag brechen wir also frohgemut zum örtlichen Bäcker auf – mit der Prämisse „Gelati für den Junior“. Ich frage: „Peter, wo hast Du jetzt also Dein Geld?“ Der Zwerg überlegt: „Hmm… das hab ich leider schon in mein Kässchen gesteckt. Jetzt müssen wir halt Dein Geld nehmen.“ Geschäftstüchtig ist mein Kind. Aber Sparsamkeit soll man ja bekanntlich nicht unterbinden – ich spendiere, großzügig wie ich bin, ein Ed von Schleck. Und alle sind zufrieden.