Ich treibe bekanntlich gern Sport. Ja, eigentlich bin ich sogar richtig ehrgeizig – egal ob beim Mountainbiken draußen oder im Studio drinnen. Heute hatte ich wieder einmal Fett-Mess-Termin im Fitness-Studio. Sie fragen sich vermutlich, was das ist? Nun ja, beim Fett-Mess-Termin bekommt man nicht nur einen neuen Trainingsplan, sondern erfährt auch, ob sich das Training überhaupt rentiert. Also: Wie hoch der Fettgehalt des eigenen Luxusbodys ist. Wie gut der Muskelaufbau. Wieviel zu hoch das Gewicht. Obwohl ich ja nicht wirklich ein Schwergewicht bin, finde ich es immer etwas schwierig, mich so bloß zu stellen – rein zahlenmäßig gesehen. Wer stellt sich, wohlwissend um fiese, hüftig platzierte Speckrollen und silberne Schwangerschaftsstreifen überhalb des Popos gern vor einen jugendlichen Trainer zur Vermessung? Riskiert ein wohl wollendes: „Na ja, das geht noch besser? Oder ganz fies: „So fett siehst Du doch gar nicht aus!“… Nein, auch mir graute vor der Vorstellung. Deshalb liegt mein letzter Fett-Mess-Termin auch schon so lange zurück. Da war Peter gerade auf der Welt, ich noch um ein paar übrige Schwangerschaftspfunde reicher und dementsprechend unzufrieden mit mir. Wie gut erinnere ich mich daran, dass ich so große Angst davor hatte, als unförmiges Monster kirchlich heiraten zu müssen…
Dieses Erlebnis hat mich geprägt. Mittlerweile ist mein Sohn vier Jahre alt. Weil mein Trainingsplan nach eigenen Ermessen nun wirklich überholt war, machte ich also wieder einmal einen Termin aus – nach ausgiebigem Sport, tollen Baueinsätzen und langen Bike-Touren allerdings deutlich fitter als beim letzten Mal. Und, das muss ich ohne Einbildung sagen, eigentlich ganz zufrieden mit mir und meinem Körper. Weder bin ich dauernd zittrig, weil das Gewicht zu niedrig ist, noch ärgern mit schwerwiegende Rollen am Hosenbund. ICH war also mit mir im Reinen, und ich hoffte darauf, der junge, sportliche Herr, der in Diensten meines Studios steht, würde es genauso sehen.
Und trotzdem. Ein bisschen Unbehangen schlich mit mir in das Trainerzimmer. Wie erfreut war ich über einen sehr verständnisvollen jungen Mann, der offen gestand, dass er Schokolade und Gummibärchen genauso liebt wie ich. Er am liebsten alles isst – so wie ich. Er von Messwerten gar nichts hält. Ständige Gewichtskontrollen doof findet und den BMI genauso. Einer, der sagte, dass er alles abgrundtief hasse, was man in schöde Zahlen und Kurven presse. Meine Werte, so versicherte er mir, seinen perfekt für mein Alter und meine Größe. Außerdem fand er gut, dass ich bei gutem Wetter lieber Mountainbike fahre und nicht unbedingt im stickigen Studio Gewichte stemmen will. Er gab mir sogar noch tolle Bike-Tipps. So ein netter Kerl. Seht, Ihr Leute, in Fitness-Studios arbeiten also nicht nur posende Pumper, die nur Putenschnitzel und Magerquark essen. Sondern auch Gummibärchen. Natürlich nur für den Knochenaufbau.