Dolce Vita ist vorbei – der Alltag hat uns wieder. Wir haben am Gardasee herrliche Tage verlebt – doch wie länge hält wohl der Ferienzauber? Wenn ich meinen vollen Terminkalender anschaue, vermutlich nicht bis nächste Woche. Aber egal. Meine satte Urlaubsbräune, die ich bekommen habe, erinnert mich an Strand, Rotwein und Pasta pur. Doch mit der Bräune ist es in Zeiten von Hautkrebs und Ozonloch so eine Sache. Für tagelange Sonnenbäder a là Wienerwald ist Frau Kasi ohnehin zu hibbelig.
Doch eines Nachmittags beschlossen wir trotzdem, alle drei Mann hoch, den Pool unseres netten Hotels zu entern. Stilecht ausgestattet mit Wasserspritze, Badelaken und dickem Buch (Frau Kasi) belegten wir drei Plätze auf der freundlicherweise fast leeren Liegewiese. „Cremt Euch gut ein“, riet ich vorausschauend meinen Lieben und schmiss eine Runde Alverde-Lotion für Kinder mit Lichtschutzfaktor 2000. Herr Kasi und Peter taten dies emsigst. Da die weiße Paste überraschenderweise ziemlich zäh war, verzichtete Frau Kasi selbst aufs gründliche Eincremen und verteilte eher pro forma ein Kleckschen der zart duftenden Pampe auf den Armen – wegen des guten Beispiels fürs Kasi-Kind. So kurz Sone macht ja nix – zumal es eigentlich auch nicht übertrieben hitzig war, denn vom Monte Baldo her wehte stets ein kühlendes Lüftchen. Abends im Hotelzimmer sah ich die Bescherung. Herr Kasi sprach Frau Kasi nur noch mit „Frau Krebs-Kasi“ an. Ich leuchtete wie eine Ampel oder ein rotes Ganzkörper-Kondom. Einzig die Arme taten nicht weh.
Nach einer unruhigen Nacht mit diversen vorsichtigen Wendemanövern brachen wir tags darauf nach Malcesine auf, um touristenmäßig die Innenstadt zu besichtigen. Doch vor Mole und Burg und ähnlichem zog es uns natürlich zunächst in eine Apotheke, weil sämtliche Vorräte der Reiseapotheke bereits aufgecremt waren – innerhalb weniger Stunden. Frau Kasi, immer noch so rot-leuchtend wie am Vorabend, der peinlich berührte Herr Kasi (wer will schon mit einem Krebs verheiratet sein? Oder mit einer zugegebenermaßen superdämlichen Klischee-Touristin?) und Peter. Der Apotheker musterte mich aufmerksam. „`Abe Sonnenbraaand?“ Richtig. „Bauch auch?“ Ich lüpfte vorsichtig mein T-Shirt. „Ojeojeoje. Du àbe große Schmeeerzen.“ Nun ja – „Ein wenig“, räumte ich tapfer ein und verkniff mir einen spitzen Schmerzenschrei, als er auf meine Haut klopfte. Der freundliche Herr verkaufte mir für 13 Euro eine sensationelle Aloe-Vera-Lotion, die super half. Abends machte der Kellner im Hotel-Restaurant ein trauriges Gesicht. Ich fragte ihn, ob er Kummer habe. „Ach jaaaa“, ließ er seinem Herzschmerz freien Lauf, „der Sommer ist soo schlecht. Gar nix richtig warm.“