Wir waren in Urlaub. Frau Kasi, Herr Kasi, zwei Jungs. Was soll ich sagen? Es war schön, sehr schön. Wer in Italien jemals Auto gefahren ist, weiß, dass allein schon das sehr spannend sein kann – ganz ohne Rahmenprogramm.
Wir also in Florenz, an einem brütend heißen Tag. Während Paulchen ermattet in seinem Kindersitz eingepennt ist, Peter sich die Augen aus dem Kopf guckt und Frau Kasi sich angesichts der Schönheit der Stadt schier den Hals verrenkt, schwitzt Herr Kasi am Steuer unseres fast neuen Kombis. Der Arme. Links knattern zwei Vespas im Abstand von exakt zweieinhalb Zentimetern an uns vorbei. Rechts hupt ein Zweiradfahrer erst wild. Dann fuchtelt mit dem linken Arm, während er sich mit dem rechten eine Zigarette anzündet. Weiß der Herr, was er will. Herr Kasi, dem 29 Grad Celsius Außentemperatur ohnehin nicht wirklich sympathisch sind, mag nicht mehr. Er schwitzt. Er hat Durst. Er findet Sightseeing doof. Er blinkt. Das erste Parkhaus, das in Blickweite kommt. Raus aus dem Brutofen Auto. Trotz Klimaanlage ist es echt heiß hier drinnen.
Schon beim Einfahren bereuen wir unsere Wahl. Die zweite Spur der Einfahrt ist komplett zugeparkt. Innen wird es noch schlimmer. Kennen Sie das Spiel „Rush-Hour“? Das Spiel, wo man eingeparkte Fahrzeuge durch clevere Ausparkmanöver und viel Pfiffigkeit befreien muss? Genauso sieht es unten aus. Gefühlt hat das „Parkhaus“ die Größe eines sehr großen Wohnzimmers. Eines Wohnzimmers, in dem schätzungsweise 20 Wagen parken. Wiederum im Zentimeter-Abstand. Und irgendwie auch kreuz und quer. Schlimm für unseren deutschen Ordnungssinn. Vor allem Herr Kasi ist fassungslos.
Ein freundlicher Herr mit Sonnenbrille – warum er diese im Parkhaus trägt, bleibt uns unerschlossen – bedeutet uns, die Scheibe herunterzulassen. Herr Kasi tut dies und sagt mit fester Stimme auf Englisch, dass er wieder raus will. Jetzt und sofort. „Why?“ fragt die Sonnenbrille und fordert: „You give me your key and I will park for you.“ Herr Kasi, auf gut Schwäbisch: „Noi. Im Leba id…“ Der Herr erklärt noch einmal, wir könnten in Ruhe shoppen, er würde „the car“ für uns einparken und aufbewahren. Aha. Herr Kasi mag nicht mehr und verweist mit deutscher Arroganz darauf, dass ihm das Parkhaus zu klein sei. Der Brillenträger kontert lässig: „No. Your car is just too big.“ Mittlerweile ist Paulchen aufgewacht. Denn Peter gackert fröhlich: „Noi. Im Leba id. Das hat er sicher gleich verstanden.“
Weil beide im Leben wohl parktechnisch wohl keine Freunde mehr werden – „denk‘ mal, meine tollen Felgen…“ – setzt Herr Kasi todesmutig an zum Wenden. Der Brillenträger fuchtelt aufgeregt. Nein, er werde ihn doch gern dirigieren… wo das Parkhaus doch so klein sei. Herr Kasi hat endgültig genug gesehen von der Florentiner Unterwelt: „No, thank you. I have a…“ Weil ihm in der Hitze des Gefechts Worte wie „Park Assist“ oder „Park Pilot“ aktuell nicht mehr einfallen wollen, greift er aufs Lautmalerische zurück: „A beep… you know…“ Peter ist einem Asthma-Anfall nahe und lacht unpassenderweise Tränen. Paulchen singt: „I have a beep…“ auf die Melodie von „YMCA“. Ich schäme mich, weil ich ebenfalls lachen muss. Die Situation ist so skurril und komisch und erinnert fatal an Mister Bean. Oder wenigstens an die „Versteckte Kamera“. Guido Cantz, wo bist Du?
Im Hinausfahren entdecken wir, dass das „Park-Wohnzimmer“ horrend teuer gewesen wäre. 200 Meter weiter parkt Herr Kasi – ganz klassisch – am Florentiner Hauptbahnhof. Zu einem erträglichen Stundensatz, zumindest für eine Touristenstadt. Und vor allem ganz ohne Beep-Einsatz.