Alle Jahre wieder: Grinch an Bord

Weihnachten ist das Fest der Bräuche, der geliebten, alten Gepflogenheiten. Ich bin da eher entspannt, aber es gibt Menschen in meinem Haushalt, die den Christbaum mit der Wasserwaage ausrichten oder den Abstand der einzelnen Kugeln mit dem Zollstock abmessen. Ich, ohnehin als Grinch im Haus bekannt, würde dies nie tun. Warum auch? Im neuen Jahr landet der Baum ohnehin als Fasnetstännchen im Garten. Alle Jahre wieder.

Der kleine Mops freut sich wie Bolle, wenn man den Christbaum schmückt, Kugeln sucht oder die Krippe aufbaut. Das finde selbst ich schön. Dank Corona haben die Jungs ja schon Ferien. Dementsprechend groß war in diesem Jahr die Resonanz auf das familieninterne Baumschmücken. Kennen Sie Loriots Klassiker „Weihnachten bei Hoppenstedts“? Oder die Weihnachtsfolge von Heinz Becker? Sicher kennen Sie das, diese Sendungen laufen im TV ja so sicher wie „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Mag ich übrigens nicht, so unpopulär das jetzt auch sein mag. Ich vertrete klar die Ansicht: Wenn eine Frau neue Schuhe möchte, soll sie einen Beruf erlernen und sie sich selbst kaufen. Punkt.

Zurück zu unserer Christbaum-Aktion. Man wähnte sich in der Tat bei Loriot oder Familie Becker. Die Söhne gaben sich, überaus friedlich, es ist ja Weihnachten, große Mühe, den Baum zu gestalten, fragten mich nach Lametta (igitt!!!), stritten freundlich um die besten Gold-Schneeflocken und mussten nur einmal Kugelsplitter aufkehren. Was soll ich sagen? Andy Warhol hätte an dem poppigen Nadelbaum mit den glossy-schimmernden türkisblauen, goldenen und lilafarbenen Kugeln durchaus seine Freude gehabt. Der neue Baumständer, so einer mit Pump-Spann-Funktion, hielt wie Kleister. Was will man mehr. Alles war gut.

Bis der Gatte heimkam. Er fixierte den Glitzer-Glamour-Baum mit scharfem Blick. Und raten Sie mal, was passierte? Das gute Stück gab sofort nach und kam ins Trudeln. Der alte Verräter! Natürlich mussten wir Belehrungen und Ratschläge über uns ergehen lassen. Viel Physikalisches war dabei, das habe ich konsequenterweise gar nicht erst verarbeitet. „Was für ein Zufall“, sprang mir der große Sohn zur Seite und meckerte, „jetzt steht der Baum stundenlang fest wie ein Felsen. Dann kommst Du heim und er wackelt. Was ein Zufall!“ Mit drohendem Unterton fragte er seinen Vater: „Was haste wieder gemacht?!“ Der technikafine Gatte ließ den Vorwurf der Baum-Sabotage natürlich nicht auf sich sitzen. „Immer bin ich schuld!“, wetterte er, „ich hab‘ ihn nicht mal angefasst!“

Es kam, wie es kommen musste. Sofort entspann sich eine rege Diskussion. In deren Verlauf einigte man sich gemeinschaftlich darauf, den bedauernswerten Christbaum wieder in die Gerade zu bringen. Zwölf Harzflecke und drei Daumen-Splitter später glückte das Ansinnen dann auch. „Da hast Du ja noch einmal Glück gehabt“, sagte der Sohn zum Vater, „das war jetzt etwa so, wie wenn das Schiebedach spontan rinnt, wenn das Auto in der Werkstatt war.“

Oh Du fröhliche!

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