Bei Familie Kasi bringen Homeschooling und Homeoffice erste Schäden mit sich. Es wird – so hat man zumindest das Gefühl – pausenlos gekocht. Konsequenterweise hat dann auch das Glaskeramik-Kochfeld urplötzlich einen Sprung. Es kommt, wie es kommen muss: Natürlich war es niemand. Niemandem ist etwas auf das Feld gefallen. Keiner hat einen Topf etwas zu ruppig abgestellt. Vermutlich haben sogar fremde Leute darauf gekocht! Lange Rede, kurzer Sinn: Der Ersatz kommt zügig. Was bitte ist ein essensfreudiger Haushalt wie der unsere ohne Herd? Ohne warme Mahlzeiten? Das neue gute Stück erinnert eher an das Cockpit eines Raumschiffs als an eine Herdplatte. Ich bin sehr gespannt. Doch zuerst muss das Kochfeld eingebaut werden. Erde an Küche, Erde an Küche…
Der alte Herd wehrt sich nach Kräften. Er mag trotz seines Schönheitsfehlers nicht raus. Irgendwann halten der Gatte und der große Sohn das ausrangierte Stück in Händen. Der Familienfrieden kommt in Gefahr, als der Gatte nach dem idealen Platz für die Lüftungsschlitze sucht.
Ich (komplett konsterniert): „Wozu denn das?!“
Der Mann (fassungslos ob dieser dummen Frage): „Weil man solche Schlitze braucht.“
Wieder ich (entsetzt, dass er mich nicht versteht): „Womit haben wir denn bisher gelüftet?!“
Denn, das sei unbestritten, bisher hatte unser Mobiliar eben keine Lüftungsschlitze für den Herd. Aber der Gatte beharrt unnachgiebig darauf: Der neue Herd, ein Induktionskochfeld, brauche das. Sonst käme es intern zu einem Hitzestau. Ich denke an meinen eigenen Hitzestau, beende die sinnlose Diskussion und mache mich im Internet auf die Suche nach solchen Einbauteilen. Hätten Sie gewusst, wie viele verschiedene Modelle an Lüftungsschlitzen es gibt? Ich bin überfordert mit dieser Aufgabe und delegiere sie an den großen Sohn. Aber der muss ja beim Sägen helfen, was spätabends nicht eben wenig Krach macht. Ich trolle mich mit dem kleinen, sehr müden Sohnkind nach oben und überlasse das Raumschiff-Cockpit dem technikaffinen Teil unseres Haushalts.
Am nächsten Tag erfreue ich mich an der neuen Herdplatte und lasse – dank des sensationellen Tempos der Induktion – erst einmal Paulchens Morgen-Porridge anbrennen. Während ich dezent vor mich hinfluche und den Topf säubere, entdeckt Paul in der ausgedienten Verpackung ein weiß verkleidetes, übriges Brett. Aus der Transportsicherung, wie ich vermute. Ich schenke ihm das olle Holzteil, großzügig wie ich bin. Paul, der kleine Holzwurm, strahlt beglückt. Er baut und sägt und bastelt doch so gern. Als ich die Küche kehre, fällt mir spontan auf, dass ein stattliches Stück Sockelleiste an unserer Küche fehlt. In dieses muss der Mann offensichtlich noch die Lüftungsschlitze integrieren… Siedendheiß fällt mir Paulchens neues Bastelholz ein. Zum Glück hat er noch nicht begonnen.