Einladung zum Lachs

Ich bin nicht nur in Sachen Dialekt („Wir können alles außer Hochdeutsch!“) eine richtige Schwäbin, sondern ich liebe auch alles, was umsonst ist, es gratis gibt, man mir unentgeldlich zum Probieren in die Tasche schiebt. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um wohlriechende Kosmetikpröbchen aus dem Reformhaus, Kräutermischungen von der Heilpraktikerin oder ein Weinpröbchen beim Wasserkaufen ist. Ich liebe die kleinen Duschgel-Päckchen, die Mini-Lebkuchen zur Weihnachtszeit oder die beiden Bonbons, die mir der Tankwart über den Tresen wirft. Mein personliches El Dorado sind demnach Messen. Komme ich von dort wieder heim, bin ich mit Schlüsselbändern beladen (für mich eine an und für sich komlett schwachsinnige Einrichtung, da ich meine Schlüssel ohnehin nicht finde, es sei denn, ich suche gerade meinen Geldbeutel), ich habe Unmengen von Papiertüten dabei mit Tonnen von Prospektmaterial (falls ich mir mal den neuen VW-Scirocco leisten kann, weiß ich schon übers Zubehör Bescheid),  Firmen-Gummibärchen in Minitütchen, Spielzeugautos, Luftballons, Kugelschreiber, Notizblöcke und gesponserte Jute-Taschen. Zuhause sortiere ich dann mit glänzenden Augen auf dem Esszimmertisch meine Schätze. Mittlerweile könnte ich es mit meiner Sammlung an Schlüsselbändern mit Sicherheit in Geißens Guiness-Show schaffen. Oder, wenn ich alle zusammen knüpfe, eine Trasse bis in den Nachbarort legen. Und trotzdem: Es kann ja sein, dass spontan einmal mein Schlüsselband kaputt geht, dann kann ich das neue individuell mit meiner Garderobe abstimmen. Meine Kugelschreiber-Sammlung ist ähnlich groß, was mit Sicherheit zum Teil – aber wirklich nur zum Teil! – daran liegt, dass ich bezüglich von Kugelschreibern kleptomanisch veranlagt bin. Leiht mir jemand einen Stift, wandert der wie von Geisterhand in meine Tasche. Nicht dass Sie das falsch verstehen: Nicht aus Absicht, sondern eher durch Schusseligkeit, wenn ich in Gedanken bin. Also, wenn Sie mal einen Kuli brauchen… Ganz spannend ist allerdings das, was mir ein ehemaliger Kollege letztens erzählt hat. Er geht zum Mittagessen am Freitag stets in den Supermarkt seines Vertrauens, da es an diesem Tag dort immer Probierständchen gibt. Wahlweise speist er dann dort Rigatoni an Lachs, schwäbische Maultaschen oder Schweizer Käse mit Bergbauernbrot. Dann gibt er solange vor, sich nicht entscheiden zu können, was er kaufen will, bis er satt ist. Und dann, raten Sie mal, was dann passiert? Dann tut er so, als hätte er seine Frau aus den Augen verloren und rennt weg. Unwesentlich zu erwähnen, dass er GAR KEINE Frau hat. Ist das denn die Möglichkeit? Das ist selbst mir als echter sparenden Schwäbin zu viel, denn Anstand besitze ich noch. Außerdem: Wer will schon jeden Freitag Lachsnudeln essen?

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