Ab und an schadet es nicht, sich ein bisschen zu trennen. Das heißt jetzt nicht, dass ich meinen Mann aus seinem Heim werfe – oh nein. Ich sortiere mittlerweile regelmäßig aus, weil ich es nicht mehr leiden kann, ständig in Klamotten zu stöbern, von denen ich nicht einmal mehr weiß, wann ich sie das letzte Mal getragen habe. Oder Reparaturrechnungen von Autos aufzubewaren, die die Fristen der Abwrackprämie schon vor 20 Jahren erreicht hätten. Aufgrund anderer Möglichkeiten misten meine grippengeschwächten Männer derzeit gemeinsam Peters Zimmer aus – Abwracken ist ja derzeit in aller Munde. Ausgerechnet mein Mann hilft beim Aussortieren! Das ist ungefähr so, wie wenn der dicke Harry von „Der Preis ist heiß“ Werbung macht für „Slim fast“. Da hilft einer Aussortieren, der in seinem Zimmer das Altpapier von Generationen hortet, Kataloge sammelt aus den 70-er Jahren, und felsenfest behauptet, da könne man noch was mit anfangen (den Ofen anfeuern?). Mein Mann hat auch tolle T-Shirts mit Aufschriften wie „Jugendzeltlager 1979“ oder „Kreisliga-A-Meister 1994“ in seinem überfüllten Kleiderschrank. Oder Hemden, deren Farbskala vor 20 Jahren schon aus der Mode war. Nun ja, und jetzt muss der arme Thronfolger ran. Sein Papa ist rigoros (so rigoros würde ich gern einmal bei seiner eigenen Sammlung erleben). Papa versteht nicht, warum Peter einen Prospekt braucht, in dem der VfB Stuttgart festliche Weihnachtskugeln mit VfB-Logo verkauft. Oder einen einen Katalog mit neuen Kinderbüchern von vor zwei Jahren. Oder die letzten 28 Media-Markt-Postwurfsendungen. Natürlich, ganz klar, Lieblingsstücke hat jeder. Mein Vater liebte beispielsweise eine Badehose mit goldener Schnalle in Babyblau. Warum, verstand schon früher niemand, nur weg durfte sie nicht. Ich hänge an meinen alten Chucks, die mein Mann nicht mal mehr zum Streichen oder zum Rasenmähen anziehen würde. Ich gebe auch zu, dass ich Taschenbücher sammle, die niemand wirklich in seiner Angeber-Bibliothek haben möchte. Oder Übertöpfe. Brauchen Sie einen in Burgunderrot? Oder in Petrol? Oder in Beige mit Glitzer? Egal, kommen Sie vorbei. Mein Repertoire ist größer als das eines Gartencenters. Nun ja, dass Peter jetzt aber schon die ausrangierten Telefone vom Nachbarn meiner Eltern sammelt, geht wirklich zu weit. Auch, dass er die Gelben Säcke nach Brauchbarem durchforstet und alte Zahnbürsten aufheben will. Deshalb lasse ich jetzt die zwei getrost aussortieren, ausmisten, streiten, diskutieren. Neues Zeug häufen wir alle wieder genug an. Vielleicht taucht bei der Gelegenheit der Verschlussdeckel unserer Fernbedienung auf. Oder Omas Teigrädchen. Oder der Lautstärkeregler von meiner Stereoanlage.