Die Nusplinger und Obernheimer Gemeinderäte hatten es am Samstag mit einem geschichtsträchtigen Unterfangen zu tun. Seit dem Jahr 1582 unternahmen sie wieder einmal eine gemeinsame Begehung miteinander.
Nusplingen/Obernheim. Ein geradezu historisches Datum also, wie man kollektiv feststellte, während man gemeinsam rund um den Roßberg unterwegs war. Die Vorzeichen waren dieses Mal freilich andere als im 16. Jahrhundert.
Obernheim, einst eine Teilgemeinde von Nusplingen, trug sich damals mit dem Gedanken der Loslösung. Dies setzte freilich voraus, eine klare Grenze zwischen den beiden Gemeindegebieten zu ziehen. Zu diesem Zweck vereinbarte man laut Archivunterlagen einen gemeinsamen Grenzumgang. Gemeinsam wanderte man los; um die Mittagszeit gab es eine zünftige Rast mit einem kräftigen Vesper und reichlich zu trinken. Die Obernheimer, so die Überlieferung, hielten sich tapfer ans Essen, während die Nusplinger eher durstig waren nach der sportlichen Betätigung.
Nach der schmackhaften Pause ging es weiter. Die Nusplinger, laut Überlieferung „vom Trinken etwas beeinflusst“, sollen im weiteren Verlauf des legendären Grenzumgangs nicht bemerkt haben, dass die Obernheimer die Grenzmarken zu ihren Gunsten versetzt haben. Seitdem heißt es in der Heuberggemeinde: „S’Essa ischt d’r Mascht’r, ab’r s’Trinka ischt auch it neits.“
An dieses nette Anekdötchen erinnerte Forstdirektor Siegfried Ostertag am Samstag beim Waldumgang. Viel gelacht wurde anschließend, als der Nusplinger Bürgermeister Alfons Kühlwein zur frühen Morgenstunde unkte, man könnte die Gunst der Stunde nutzen und sich erneut Gedanken zur Grenzziehung machen. Von Obernheimer Seite wurde schlagfertig gekontert, die Nusplinger hätten wohl aus der Geschichte gelernt. Mittlerweile mache man sich vor der Mittagspause Gedanken über Grenzsteine und Besitztümer – und nicht erst danach. Vermutlich, um nicht neuerlich in die Röhre zu schauen. Als Siegfried Ostertag jedoch kund tat, die Tatsache, dass Nusplingen über steile, Buchenhänge verfüge und Obenheim über weitläufige Ebenen, hänge womöglich ebenfalls mit dem überlieferten Grenzumgang zusammen, ging dem Nusplinger Bürgermeister-Stellvertreter Lorenz Ritter diese Theorie etwas zu weit: „Ich schätze“, schmunzelte Ritter eilfertig und schüttelte mit dem Kopf, „das hängt einfach mit unserer Topografie zusammen“.
kasi für Zollern-Alb-Kurier