Von Frau zu Frauen

Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst, heißt es immer so schön. Und wer den Abend mit Kabarettistin Lilo Braun in Tieringen erlebt hat, glaubt das aufs Wort.

Tieringen. Die Meßkircher Kabarettistin kam am Weltfrauentag auf Einladung der Frauenliste ins Gemeindehaus. Dass sich eine stattliche Schar Männer her getraut hatte, fand sie „ganz wunderbar“. Dennoch erhielt das so genannte starke Geschlecht manche Breitseite, fröhlich belacht von den Damen im Saal. Diese bekamen nach soviel Heiterkeit sogar noch eine Rose.

Doch unter uns, meine Damen. Wer hat sich nicht schon über einen erkälteten Gatten geärgert, dessen schnöder Schnupfen spontan zur mittelschweren Lungenentzündung gerät – aber nur, bis die Sportschau kommt und die ersten Tore rasseln? Dann legen kranke Männer, doziert Lilo Braun mit erhobenem Zeigefinger, ihre „Äffle-Wärmflasch'“ zur Seite und werden wieder Männer, hebeln auf der Fernbedienung, bis die Knöpfe der Männerkanäle abgegriffen sind und werden erst nach Abpfiff wieder sterbenskrank: „Es sei denn, es gibt Verlängerung.“

Lilo Braun liebt nicht nur Frauenabende auf der Hütte mit viel Caiphi und wenig Kräutertee, sondern auch selbst gebackenen Kuchen, ihren Gatten schlafend und gefüllte Waffeleier. Was sie hasst: Friseurbesuche mit Strähnchen-Machen, weil man da immer Gefriertüten aufsetzen muss, Rundbürsten und asymmetrische Haarschnitte: „Desch isch oifach schäps.“ Damit sich jeder Gast einen Friseurbesuch vorstellen kann, wäscht sie sich auf der Bühne eben mal die gut sitzende Frisur durch. Nein, zu schade ist sich die quirlige Ulknudel für nichts. Sie demonstriert sogar den Badeanzug-Einkauf in der Sigmaringer City; das Publikum hält gespannt den Atem an. Aha, also bekommen auch die Frauen ihr Fett weg: frivol, schonungslos, temporeich, überaus lustig – gleichermaßen haus- und hautnah.

Bösartig ist die Kabarettistin mit dem netten Meßkircher Zungenschlag -„I hoff, Se händ sich schä‘ unterhalten – jedoch nie. Jede klitzekleine Spitze erfolgt mit einem schelmischen Augenzwinkern und einem spitzbübischen Grinsen. Und sind wir mal ehrlich. Kennen wir nicht alle so Sätze wie: „Der Müller hot… aber von mir hasches net…“ Die besten Geschichten schreibt eben doch das Leben.

 kasi für Zollern-Alb-Kurier

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