Ich bin mitunter ein etwas schadenfroher Zeitgenosse. Ich liebe den Hohlspiegel (also die Seite im „Spiegel“, die sich über Schreibpannen der anderen lustig macht). Auch bei der täglichen Zeitungslektüre freue ich mich stets über ein so genanntes Bonmot. Ehrlich gesagt habe ich dafür sogar eine kleine Sammlung. Über die ich mich, ähnlich wie bei Loriot, immer wieder kaputt lachen könnte. Schön war der Satz „Die Gemütlichkeit stand mitten im Raum“. Ein boshafter Mensch wie ich überlegt sich dabei stets, wie das wohl ganz konkret aussehen könnte. Steht mitten im Raum ein massiger Herr, mit rosigen Wangen, brauner Kordhose mit Hosenträgern überm Flanellhemd? Oder ein rundliches Fräulein im schwarzseidenen Kleid? Sehr gelacht haben wir pietätlosen Journalisten einst auch über die Formulierung aus einem uralten Archivartikel, in dem jemand an „vagina pectoris“ gestorben war. Böse, böse. Oder über den armen Rathauschef, dem der kalte „Scheiß“ auf der Stirn stand. Selbst vor einer bildlichen Vorstellung dieses Malheurs schreckten wir nicht zurück. Ugh. Solche Stilblüten sind mitunter eine sehr eklige Sache, meine Leser mögen mir verzeihen. Toll war jedoch auch, was eine Kollegin fertig brachte, als ein Zirkus in der Stadt gastierte: „Unser Foto zeigt Bürgermeister XY (links) zusammen mit den beiden Gorillas Bibi und Lola (Mitte und rechts).“ Ja, bei manchem Politiker muss man diese feine Unterscheidung durchaus dazu schreiben. Nicht dass es zu internen Verwechslungen kommt. Und ich selbst? Klar, ich war in all den Jahren auch nicht gefeit vor kleineren Schreibpannen. Ich erinnere mich mit Schrecken an die „Vögel-Ausstellung“ (statt „Vogel-Ausstellung“).