Ich beneide alle, die ohne Kind ein Haus bauen können. Wir brauchen für jeden gemeinsamen Bau-Dienst einen Babysitter, egal ob Bretter-Tragen oder Firmenbesuch, oder wir nehmen den Knirps halt mit. Mittlerweile fragt das Sohnkind schon, wenn wir mal „nürgends wo“ hingehen: „Gehen wir heute zu keinem Schreiner?“ Nun ja. Diese Woche waren wir zwar bei keinem Schreiner, aber dafür bei einem Sanitärfachmann und Heizungsbauer. Peter, direkt aus Kindergarten und Omas Garten, steht vor Dreck. Zum Umziehen reicht die Zeit nicht, weil sowohl Papa als auch Mama im Büro getrödelt haben. Deshalb nehmen wir unser verdrecktes Sohnkind halt so mit wie es ist. Ohne Abendessen und frische Klamotten, dafür mit viel frischem Sand, Grasflecken und leichtem Sonnenbrand. Kaum im Büro des sehr freundlichen Herrn angekommen, sagt Peter: „Du hast es schön hier. Kann ich bitte ein Glas Wasser haben?“ Die Frau des netten Handwerksmeisters bringt für uns alle Wasser und Gläser. Peter trinkt zufrieden. Um dann mitzuteilen: „Jetzt hab ich aber Hunger.“ Wieder weiß die nette Gattin Abhilfe und bringt ein Überraschungsei. Peter mampft ergeben: „Mönsch, super, sogar mit ner Brosche drin. Jetzt gehe ich in die Spielecke. Wo ist die?“ Während ich den Tisch säubere und das Kind, können mein Mann und der nette Heizungsfachmann wenigstens die Details unserer Heizung klären. Eine Spielecke, bedauert der Firmenchef mit traurigem Gesicht, gebe es nicht. Peter nimmt das einigermaßen gelassen: „Dann gibt’s die halt das nächste Mal.“ So weit alles klar. Weiter im Heizungs-Text.
Bis Peter wieder die Ruhe stört: „Sag mal, wo ist Dein Klo? Ich muss mal groß.“ Ich weiß nicht, wohin ich gucken soll. Mein Mann wünscht sich vermutlich zu seiner Mama zurück in seine Single-Wohnung unter dem Dach. Ich packe den Sprössling und folge mit rotem Kopf dem netten Heizungsbauer in seine sanitären Anlagen. „Cool“, brüllt Peter, „sooo ein schönes Klo will ich auch.“ Ja. Ich spüle Dich gleich das schöne Klo runter, Du Satansbraten. Peter sitzt auf, und alles passt. Wir lüften und gehen frisch gewaschen zurück in den Besprechungsraum. Der Rest des Gesprächs verläuft einigermaßen ruhig. Als wir gehen, bekommt der Zwerg eine eigene Seife, einen eigenen Labello und einen eigenen kleinen Meterstab. Das Kind strahlt vor Glück und sagt: „Danke schön. Du bist so nett. Und alles ist so schön. Sogar die Kaktusse auf dem Balkon. Wir kommen wieder.“ So eine Drohung für so einen netten Mann. Er tut mir Leid.
Am Tag darauf. Peter zieht seine Lieblings-blaue-Latzhose an (viel zu kurz, und trotz Hitze mit gestrickten Socken): „Jetzt fehlt nur noch das Heizungsbauer-Logo. Weil ich werd jetzt Rockstar und Heizungsbauer in einem schönen Büro.“
Genialer Artikel. Danke dafür. Wir haben gebaut mit 2 Kinder. Das war ein Stress. Und ein bekanntes Phänomen: wir leben nun schon seit 4 Monaten im Haus und wir sind noch laaange nicht fertig.