Sonnenstrahl mit Toter Hose

Kindergarten-Sommerfest. Im Sommer ’09 findet so etwas im Saale statt. Peter ist Tage vorher schon aufgeregt – er spielt eine tragende  Rolle: einen Sonnenstrahl in der Geschichte vom Raben Tao. Auch wir Eltern wollen angesichts der kompletten Erziehungsberechtigten-Armada einen guten Eindruck hinterlassen. Will heißen: keine öffentlichen Tobsuchtsanfälle, Ketchup-Schmierereien, Kuchen-Werf-Attacken und was man sich an Schönem sonst so vorstellen kann. Die Nervosität bei allen Beteiligen ist deshalb groß.

Der häusliche Stress beginnt schon beim Anziehen. Peters Papa blockiert stundenlang das Bad. Zum Glück verzichtet er zur Feier des Tages auf großes Make-Up. Dem Kind gibt er der Einfachheit den guten Ratschlag: „Peter, mein Schatz, such Dir einfach ein schönes T-Shirt aus.“ Würde ich persönlich nie tun. Klamotten hinlegen und gut. Nun ja. Peter sucht sich – ebenfalls zur Feier des Tages – sein neues „Toten-Hosen-Machmallauter-Tourhemd raus. Schwarz. Mit neongelbem Totenkopf und dem Spruch „Machmallauter“. Als ob man das unserem Kind je sagen müsste. Ich denke, mich trifft der Schlag: „So geh ich nicht mit.“ Obwohl ich großer Hosen-Fan bin, erscheint mir das für ein Kindi-Fest nicht die angemessene Kleidung zu sein. Doch Vater und Sohn sind der Meinung, dass ich a) vollkommen überzogen reagiere, b) das Shirt total schick und modern ist und c) sie Hemden beide doof finden. Ich gebe mich geschlagen, weil wir ja pünktlich sein müssen. Und nehmen unsere Tote-Hose mit, wie sie ist: „War der Campino auch mal ein Sonnenstrahl?“

Ankunft im übervollen Pfarrsaal unserer Gemeinde. Peter müsste eigentlich zu seinen Sonnenstrahl-Kumpels, weil es ja gleich los geht. Meinem Sonnenstrahl knurrt aus unverfindlichen Gründen jedoch schon wieder der Magen: „Nein, ich bin jetzt noch keine Sonne. Ich hab zuerst Hunger.“ Ein netter Kinds-Papa erbarmt sich und bringt eine Erste-Hilfe-Wurst mit Ketchup. Peter isst genüsslich, in aller Ruhe und sogar das Brot. Ich werde nervös. „Kau schneller.“ – „Kann ich nicht. Ist ungesund.“ Irgendwann ist das Mahl beendet, die Sonne nimmt Platz und wird verständlicherweise gleich von zwei Erzieherinnen eingekesselt. Nicht lange allerdings. Ich höre im gerade leise gewordenen Saal laut und vernehmlich meinen Sprössling: „Mama, Mama…. ich muss groß… jetzt gleich.“ Umbauaktion, die Kinder sitzen im Stuhlkreis. Peter kommt nicht raus. Im Galopp aufs Klo. Wieder zurück. Die Toten-Hosen-Sonne macht ihre Aufgabe ordentlich. Wenn man davon absieht, dass nach einer knappen halben Stunde ein kleiner Junge zur Erzieherin sagt: „Komm Maria, wir gehen jetzt raus.“ Das Belohnungs-Eis ist jedoch das Beste auf der ganzen Welt.

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