Ich lade mein Auto aus, die Tür zum Haus steht offen, weil ich noch diverse Einkäufe verstauen muss. Im Augenwinkel sehe ich, wie eine Dame mittleren Alters, ganz bieder in Blüseken und Bundfaltenhose, entsetzt in meinen staubigen Hausflur linst. Wir haben derzeit 1) eine Baustelle, auf der jeden Tag Leitungen gespitzt werden. Soll ich von meinem Mann verlangen, dass er bei jeder Schraube, die er zu Hause holen muss, seine komplette Montur auszieht? Da wäre mein Mann mehr Chippendale, also hauptberuflicher Stripper, als Bauherr.
Außerdem lebt bei uns 2) ein kleiner Junge, dessen zweite Heimat der Sandkasten ist oder die Baustelle, einer, der am liebsten im Dreck buddelt oder sich gleich drin suhlt. Ich kann saugen wie ich will – zur Zeit ist es halt immer noch staubig. Nun ja, zurück zu der neugierigen Dame in unserem Hof.
Wie gesagt, diese steht immer noch starr vor Schreck und betrachtet mein Treppenhaus, das zugegebenermaßen etwas staubig daher kommt. Ich erlöse sie aus ihrem Schock: „Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?“ Sie errötet zart, fragt aber streng: „Gehören Sie etwa in dieses Haus?“ Ich bejahe fröhlich. Was hätte ich auch anderes tun sollen – mit einer Kiste Milch im Arm? Sagen: Nein, ich bin nur der Bringdienst? Erscheint mir auch albern. Dann eröffnet sie mir, sie komme von der Firma (denken Sie sich eine renommierte Staubsaugerfirma, die sich auf Haustürverkäufe spezialisiert hat dazu) und könne mir ein super Angebot für einen noch supereren Staubsauger unterbreiten. Der sauge alles und jeden ein, geräuscharm, leistungsstark, habe eine Metalliclackierung…und und und. Ich unterdrücke mühevoll ein Lachen. Aha. Deshalb die Panik in ihrem Blick. Meine Staub bedeckte Treppe… Oder war es das potentielle, gute Geschäft, das sie , findig wie sie ist, witterte? Egal. „Ach wissen Sie“, sage ich so gefasst wie möglich, „mein Mann ist von Beruf Elektromeister. Ich bin versorgt.“ Ich sehe es an ihrem Blick. Sie denkt: „Warum bloß nicht mit einem Staubsauger?“ Und sie hätte doch gern ein gutes Vor-Werk getan.