Gut gegen Nordwind

Ich bin eine leidenschaftliche Leseratte. Liebend gern stecke ich trotz meines tagtäglichen Lesemarathons beim Lektorieren, Schreiben, mit oder ohne PC, in jeder freien Minute meine Nase in irgendetwas Gedrucktes  – egal ob Zeitung, Buch, Illustrierte oder VfB-Stadionheft, das zur Zeit bei mir allerdings Trauerflor trägt. Die Bild-Zeitung lese ich übringens online, weil ich mich im Laden genieren würde. Weil wissen Sie, eigentlich schaue ich ja nur den Themenabend auf Arte. Nun ja, wie sie sich sicher denken können, lese ich nur hochwertige Bücher. Also solche mit viel Geist und wenig Spaß. Nur der guten Sprache wegen und der tollen Fabulierkunst.

Das war jetzt natürlich kompletter Blödsinn. Ich lese gern gute Bücher, klar, schon von Berufs wegen. Allerdings liebe ich auch mal ein Badewannen-Buch, also so eins, das man zwischen nach Ingwer und Zitronengras duftenden Schaumbergen im häuslichen Badeparadies verschlingt. So eins, das man abends im Bett lesen kann und dessen Inhalt man auch noch versteht, wenn man mal zwei Seiten verdöst hat. Hoch in meiner persönlichen Beliebtheitsskala stehen auch süffig geschriebene Krimis, in denen es ordentlich zur Sache geht. Also rein spannungstechnung. Nicht dass Sie das falsch verstehen.

Letztens las ich \“Gut gegen Nordwind\“ von Daniel Glattauer. Ein Mann und eine Frau lernen sich darin durch eine Zufall virtuell kennen, und es entwickelt sich eine Email-Brieffreundschaft mit ein bisschen Liebe, altmodisch ausgedrückt. Gespannt las ich mich in einer Nachtschicht durch die wunderhübschen Mails von Leo und Emmy. Am nächsten Tag bestellte ich auf der örtlichen Bibliothek den Nachfolgeband \“Alle sieben Wellen\“. Ungeduldig verlebte ich die Tage, bis das vorbestellte Buch endlich auf der Bücherei abzuholen war und hielt mir sogar den Abend für die gepflegte Lektüre frei, denn das Ende des ersten Bands war, sagen wir mal so, durchaus so gehalten gewesen, dass ich durchaus noch wissen wollte, was weiter passiert.

Diese Rechnung hatte ich ohne die einbuchende Bibliothekarin gemacht. „Wissen Sie“, teilte sie mir mit, „mir hat das ja gar nicht gefallen… so ne blöde Hin- und Herschreiberei… Aber gell, Sie hend ja sogar des Hörbuch von beiden Büchern bestellt?“ Ich bejahe und beeile mich zu sagen, dass ich das erste  Buch gar nicht so schlecht gefunden habe. „Aaaalsoooo…“, setzt sie ihren Monolog fort, „ich kann ihnen ja sogar sagen, wie es zwischen den beiden ausgeht…. Gelesen habe ich das Buch ja nicht, nur den Schluss“. Schade. Ich hätte gern das Buch vor dem Schluss gelesen. Ich bin aber so fair und verrate Ihnen das Ende nicht. Sie können ja den Schluss lesen.

Ein Gedanke zu „Gut gegen Nordwind

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