Multitasking

Mein Gatte rühmt sich gern damit, er könne mehrere Dinge auf einmal. Jede Frau weiß, dass das nicht stimmt, aber weil ich eine gute Ehefrau bin, lasse ich ihn gern in dem Glauben. Soeben passierte bei uns daheim etwas Nettes. Peter hatte eine Sauerei in seinem Zimmer, die sich von und zu schrieb. Während der Junior vermeindlich aufräumte (was er nur sehr ausgewählt tat), kümmerte sich mein Angetrauter um den Kaufladen. Dieser musste nach angemessener Bespielungszeit mal wieder zur Auslagerung in den Keller. Also: Mann verpackt hingebungsvoll Holzbirnen und Plastikeier. Sohn sortiert seine Playmobil-Sammlung. „Maaaama. Hast Du die Infusion gesehen?“ Nein, zum Glück nicht. „Kaaasi, kommen die Trauben eher zu den Früchten oder dem Gemüse?“ Am besten in die Flasche, als guter Rotwein nämlich.

So vertröpfelt der Abend gepflegt und angenehmerweise friedlich, auch wenn das Aufräumresultat des Gatten besser ist als das des Thronfolgers. Doch plötzlich kommt Hektik in die Bude beim Blick auf die Uhr. Peter hat ja wieder Kindergarten, hat noch nichts gegessen außer Manner-Waffeln, ist noch nicht gebadet und muss ins Bett. Der Mann beschließt, den Kaufladen fertig aufzuräumen, das Kind zu baden und – oh Pein, Peter muss nebenher noch aufs Klo. Das sind ja drei Dinge auf einmal – und das geht nun wirklich nicht. Lautes Gebrüll vom Klo. „Paaaapa, ich bin hier. Muuhuuus mal.“ Alles klar. Das Wasser läuft auf Hochtouren in die Wanne, die schon fast voll ist. Ich verkneife mir die Frage, ob mein Liebster das im Griff hat – meistens ist er dann etwas beleidigt, weil ich ihm unterstellen KÖNNTE, er habe nicht einmal eine Badewanne im Griff. Peters Sitzung dauert. Das Wasser läuft noch immer. Was macht mein Mann überhaupt? Ich suche ihn. Auf einmal wieder Hektik. „Kaaaasi, wo bitte ist das Knisterbad?“ –  „Das WAS?“. Gesucht wird Peters neues Bademittel, das in der Wanne aus unerfindlichen Gründen knistert wie ein Lagerfeuer. Und eben dieses Hightech-Bad ist verschwunden. Nebenbei, es steht im Badezimmerschrank. Aber da sucht mein Mann ja nicht. Warum auch. Lautes Gebrüll erneut aus der Toilette. „Paaaapa…. hab das Klo ganz doll verschmutzelt…“ Ich will eingreifen, mein Mann will aber alles selbst regeln. Klar, Multitasker. Irgendwann. Nach langer Zeit. Das Kind liegt sauber gewaschen, nach Himbeere duftend und schlafend im Bett. Mein Mann atmet laut auf dem Sofa, von soviel Multitasking heillos ermattet. So friedlich schlafend gefallen mir meine Männer ausnehmend gut :-).

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