Mich macht hilflos, wie ich dieses Grauen meinen Kindern erklären soll. Paris. Den Terror. Die vielen Opfer. „Mama, warum tun Menschen so etwas?“ hat mich der Große heute Morgen gefragt, während wir das Pausenbrot gerichtet haben und er mit starrem Blick die Tageszeitung fixierte. Ja – warum? Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass ich es unsagbar traurig finde, wenn unschuldige Menschen sterben müssen. Aus Gründen, die ich nicht verstehen kann: Aus Hass, religösem Fanatismus, Intoleranz, im Krieg. Ich finde es entsetzlich, was derzeit überall auf dieser Welt geschieht. Menschen sind ohne Heimat. Auf der Flucht. Fahren in Schlauchbooten übers Meer. Ertrinken. Sterben. Werden hingerichtet bei einem Konzertbesuch. Es sind furchtbare Zeiten. Dinge, die es mir als Mutter schwer machen, Erklärungen zu finden. Wie soll ich etwas erklären, was ich selbst nicht verstehe?
Dennoch: Entsetzt es uns nicht alle, wie nahe uns hier, in unserer schwäbischen Beschaulichkeit auf der Alb, der Terror gekommen ist? Ist es nicht menschlich, dass uns Terror so nahe vor der eigenen Haustür besonders heftig berührt? Weil wir uns überlegen: „Das könnten auch wir gewesen sein?“ Weil uns diese Nähe nahe geht? Weil wir vielleicht schon in Paris waren? Staunend vor dem Eiffelturm gestanden haben? Weil wir mit dem Gymnasium mehrmals auf Schüleraustausch in Frankreich waren? Wenn ich mich mit den französischen Farben solidarisiere, heißt das doch noch lange nicht, dass mir alles andere, was an Grauenvollem auf dieser Welt passiert, egal ist. Am Freitag Abend, nachdem der erste Knall in der Fernseh-Übertragung zu hören gewesen war, blieb bei mir ein unbestimmt-mulmiges Gefühl. Wie oft waren wir alle zusammen schon im Stadion gewesen. Erst vergangene Woche haben wir den Jungs Karten für ein Deutschland-Spiel geschenkt.