Perlende Langeweile

Es herrscht Chaos im Hause Kasi. Muttern muss einen Text fertig machen. Peter langweilt sich. „Maaaama…“ Ich (leicht genervt wegen Bibi und Benjamin und Hexhex und all dem, was seit Stunden aus dem Kassettenrekorder im Kinderzimmer dudelt): „Was ist denn nun schon wieder?“ Peter: „Mir ist so langweilig, dass mir schon richtig schlecht ist.“ Ich: „Du hast nur Blähungen vom Apfelsaft.“ Peter: „Was sind Blähungen?“ Ich: „Wenn es im Bauch rumpelt.“ Können Sie sich vorstellen, wie schwer es ist, einen hochsensiblen Firmenbrief an einen seriösen Herrn mit Schlips zu schreiben, wenn man nebenher mit einem Fünfjährigen über Darmwinde philosophieren muss? Na bitte. Ich wusste es. Sie verstehen mich.

Peter schleicht sich, lässt aber keinen Zweifel daran, dass er seine Mama etwas doof findet. In seinem Zimmer spielt er Koch. Peter kocht immer. Alles. Und überall. Heute gibt es Liebesperlen (oha). Das Sohnkind rührt so eifrig. Bis ein lautes „Ohhhh“ die Rührgeräte unterbricht. Gefühlte 100000 Liebesperlen kollern mir schon im Flur entgegen. Wird wohl nichts mehr aus dem Mahl. Peter fängt an, die Perlen liebevoll einzuklauben. Was dauert. Ich soll helfen, bin dem Sohnkind aber zu schnell. Will er sie noch  nach Farben sortieren (würde vielleicht sein Papa tun, es sind exakt fünf) oder nach der Größe (wird schwierig)? Ich werde ungeduldig. Die Dinger landen vollkommen sortierfrei wieder im Plastik-Kochtopf, den ich vorsichtshalber auf dem Schrank bunkere. Peter verzieht sich zum Lesen in MEIN Bett: „Da hab‘ ich mehr Platz.“ Ich widme mich wieder meinem Brief. Beim dritten Absatz ein neuerlicher Schrei: „Mama, ist Dein Bett immer so nass?“ NASS? Nein, üblicherweise nicht. Des Rätsels Lösung ist einfach. Peter hat eine halbe Flasche Mineralwasser (zum Glück nur Wasser!) in mein Kopfkissen gekippt. Ich tröste das mittlerweile Rotz und Wasser weinende Kind: „Peter, das trocknet doch wieder…“ – „Jaaa, aber ich will doch da rein liegen…“ Nun ja. Das geht jetzt nicht mehr.

Weil ich meinen Brief fertig habe, backen wir Muffins, das Zwerglein und ich. Sharky-Muffins. Nicht nur Schokostreusel oder Apfelmuffins. Nein, solche von Captain Sharky. Eine chemisch wertvolle Backmischung von Dr. Sowieso, die sich Peter vier Wochen lang bei jedem Einkauf gewünscht hat. Wozu man für Muffins eine Backmischung braucht, ist mir nicht ganz klar – mit der Mischung dauert es exakt so lange wie ohne. Nebenher erzählt mir das Kind, dass ich wohl bei einem Pressetermin von einem Kollegen fotografiert worden bin und er bei der Oma die Zeitung gesehen hat: „Da warst echt Du in der Zeitung. Neben dem Gomez.“ Ich freue mich. Hat man ja auch nicht alle Tage, mit einem Fußballstar fotografiert zu werden. Ich werde neugierig: „Peter, wo hat die Oma das Bild?“ Peter überlegt. „Och. Ich glaub, das gibt’s nicht mehr.“ Ich gebe es zu: Ich bin enttäuscht: „Ach ja, und warum nicht?“ Mein Kind hat die Antwort schnell parat: „Die Oma hat das Bild weggeworfen und schon der Papiersammung mitgegeben. Nein. Ich Wirklichkeit hat sie es verbrannt.“ Danke für das Gespräch.

Narr im Leiden

Peter hat immer dann, wenn er wächst, Probleme mit Bauchweh. Hatte er schon als Baby. Am Samstag war es mal wieder soweit, das Männchen klagte und jammerte, kreidebleich und elend, von Übersäuerung und Bauchdrücken geplagt. Er schlief dann zeitig ein, kurz vor 17 Uhr. Und wurde nicht mehr wach. Was heißt das dann wohl? Heute morgen um 2.30 Uhr war der Thronfolger fit wie ein Turnschuh. Schrie nach Essen (das Leiden war vorbei), wollte kuscheln und glotzen. Nach etlichem Hin und Her (für das ich zu solcher Tageszeit definitiv NICHT geschaffen bin) schlief er noch einmal ein. Sein erster Satz an mich: „Nicht dasss Du denkst, ich bin noch krank. Heute ist Fasnetszumzug, und da ist kein vernünftiger Mensch krank.“