Auf Teufels Hirnschale

Sie heißt sehr despektierlich Schwäbisch-Sibirien oder „Teufels Hirnschale“. Man sagt, dass es auf der Alb einen Kittel kälter ist. Und dennoch: Der Abend mit den „Albgeschichten“ war eine besondere Liebeserklärung an Landstrich und Menschenschlag.

Onstmettingen. Hermann und Brigitte Bausinger sowie Wolfgang Alber lasen am Sonntag im brechend vollen Onstmettinger Philipp-Matthäus-Hahn-Museum aus ihren gesammelten Schätzen. Bausinger, Volkskundler und Germanist, ist in Albstadt kein Unbekannter. Er hat gemeinsam mit seiner Frau, einer Dramaturgin, und dem Journalisten Alber die Literatur nach Alb-Tauglichem durchforstet.

Überaus erfolgreich – entstanden ist eine feine Sammlung aus Erzählungen, Essays und Gedichten. „Wir haben bestimmt das Zehnfache gelesen von dem, was wir nachher tatsächlich verwendet haben“, beschrieb Bausinger im Interview mit Roland Heck die Arbeit der drei Herausgeber.

Die Palette des kleinen Alb-Vademecums reicht von Hölderlin bis Hauff, von Uhland bis Mörike, von Margarete Hannsmann bis Peter Härtling – die Albgeschichten sind durchaus als Nachschlagewerk zu betrachten. Eins haben alle Werke jedoch auf eine besondere Art und Weise gemein. Sie zeigen die Alb aus persönlichen Blickwinkeln, sie offenbaren neue Sichtweisen und zeigen nicht selten die große Liebe zu einer urwüchsigen Landschaft, die weit mehr bietet als viele Steine und winterliche Kälterekorde. Und die Menschen? Sie sind zwar „eigen“, aber höchst liebenswert und von einem „kräftigen Schlag“.

Abwechselnd lasen Bausinger, seine Gattin und Wolfang Alber am Sonntagabend aus der reichen und stimmig komponierten Sammlung aus klassischen und modernen Texten. Im Museum hätte man eine Stecknadel fallen hören können – hätte nicht ab und an eines der ausgestellten Uhrenexponate zart geschlagen. Da ging es um Peter Härtlings subjektiven Blick über versteckte Wege und das Schweigen-Üben, um HAP Grieshabers Kampf für die Albflora und Alfred Munz‘ Blick zum Himmel beim Flugtag. Da war aber auch die nachdenklich stimmende Geschichte von Rosa, dem kleinen italienischen Gastarbeiter-Mädchen, das sich hier so sehr über die spitzen Dächer wundern muss, die aussehen wie Bücher, die mit den Seiten nach unten aufgeklappt liegen. Oder die traurige Geschichte von zwei kletterfreudigen Kameraden. Die Rede kam aber auch auf die „zart schmelzenden Farben“ der Alb, auf die vielen Burgen, die deren Landschaft bewachen oder die „Margritle“, die sommers auf den Wiesen wachsen.

kasi für Zollern-Alb-Kurier

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Ein Gedanke zu „Auf Teufels Hirnschale

  1. Ich bin mal wieder überrascht was bei mir in Onstmettingen so alles geboten wird. Wie immer erfahr ich das erst hinterher und dann noch auf einer Nusplinger Homepage 😉
    Liebe Grüße
    Michael

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