Es war seine letzte offizielle Mission: Siegfried Ostertag sagte am Samstag nach fast 30 Jahren Nusplingen und Obernheim leise Servus.
Nusplingen/Obernheim. Feierlich nahmen die beiden Ratsgremien Abschied von dem Forstdirektor, der sie so manches Mal durch die heimischen Wälder geführt hatte – und das „kompetent, wortreich, sportlich topfit“, wie der Nusplinger Bürgermeister Alfons Kühlwein schelmisch einflocht. Ostertag habe den Räten nicht nur die Schönheiten von Flora und Fauna vor Augen gehalten, sondern auch Baumarten, Holzvorrat, Verbisssituation, Vorratsstruktur, Naturverjüngung und Holzernte, schmiss der Rathausschef mit Fachvokabular nur so um sich. Die alt gedienten Räte erinnerten sich derweil an einen Waldbegang vor etwa 20 Jahren auf dem Staufenberg. Manch einer, so dachte man launig zurück, hätte sich wohl besser anseilen lassen.
Ein paar letzte Zahlen zum Abschied gab es von Alfons Kühlwein überdies. In den Jahren 1980 bis 2009 hat der Gemeindewald laut Kühlweins Berechnungen einen Überschuss von rund 1,8 Millionen Euro erwirtschaftet, was einem satten Deckungsgrad von 133 Prozent entspricht. Neben Ostertags beruflichem Fachwissen erwähnte der Bürgermeister das kameradschaftliche Verhältnis, das er mit den Ratsherren und -damen gepflegt habe. Georg Maier, Kühlweins Obernheimer Kollege, sowie der erste Nusplinger Bürgermeister-Stellvertreter, Lorenz Ritter, schlossen sich den Worten an und dankten dem Forst-Fachmann ebenfalls herzlich. Beide Kommunen überreichten Siegfried Ostertag Gutscheine – sozusagen in Holzform.
Und Siegfried Ostertag? Dem war der Wirbel um seine Person gar nicht recht. „Ich bin besser als mein Ruf, aber deutlich schlechter als mein Nachruf“, parierte er salopp den langen Lobreigen. Der Forstdirektor, immer noch gerührt, fasste sich ungewohnt kurz und freute sich auf den leckeren Wildschweinbraten, den die Jagdgemeinschaft Nusplingen West zum Abschied gestiftet hatte.
kasi für Zollern-Alb-Kurier