„Grüß Gott. Hier drin isch es a bissle hell.“ Das erwartungsfrohe Publikum stutzt. Amelie Fried schwäbelt?
Ebingen. Wer hätte hinter der fachkundigen „3 nach 9″-Moderatorin, die einmal monatlich eloquent und schlagfertig mit Giovanni di Lorenzo durch die dienstälteste deutsche Talkshow führt, einen solch heimeligen Zungenschlag vermutet? Ja, die gebürtige Ulmerin Amelie Fried hat ihr Schwäbisch nicht verlernt. Auch wenn sie es in ihrem beruflichen Alltag als Schriftstellerin und Fernsehfrau wohl nicht oft brauchen mag.
Bei ihrem Besuch der Albstädter Literaturtage erlebten die Zuhörer eine wortgewandte Fernsehfrau, die spontan und klug über ihre Arbeit berichtete, komplexe Zusammenhänge verständlich darstellte und überaus professionell wirkte. Und trotzdem: Amelie Fried war, so abgedroschen es jetzt auch klingen möge, einfach „nett“. Für jeden, der gern eine Signatur haben wollte, hatte sie zwei, drei freundliche Sätze und ein strahlendes Lächeln parat. Im Gespräch mit Wolfgang Niess vom SWR berichtete sie offen und zugänglich über ihre abwechslungsreiche Arbeit. Beispielsweise darüber, dass sie demnächst eine neue ZDF-Literatursendung moderieren wird – gemeinsam mit Ijoma Mangold und als Nachfolgerin von Elke Heidenreich. „Ideal für mich“, schwärmte die Autorin, „auf diese Weise bringe ich beides unter einen Hut – TV und Buch. Halten Sie sich einen Freitag Anfang Juli frei.“
Im Mittelpunkt des Interviews mit Wolfgang Niess standen zwei besondere Projekte. Zum einen las die Bestseller-Autorin aus ihrem neuesten Buch „Immer ist gerade jetzt“, das Anfang Mai zu kaufen sein wird. „Eine absolute Premiere“, verriet sie dem Ebinger Publikum, „ich lese sonst nie aus einem Buch, das noch nicht erschienen ist“. Allerdings starte die Rundreise anlässlich des neuen Werks erst in etlichen Wochen: „Und die Albstädter Literaturtage wurden mir so sympathisch beschrieben, dass ich gar nicht ablehnen konnte.“ Wolfgang Niess erwies sich als versierter Gesprächspartner, der geschickt und aufmerksam nachhakte.
Breiten Raum nahm das Gespräch über Amelie Frieds Arbeit an „Schuhhaus Pallas“ ein. Für dieses bewegende Sachbuch hatte sie einem Mosaik gleich die leidvolle Geschichte ihres jüdischen Ulmer Großvaters recherchiert. In Ebingen berichtete sie eindringlich von ihrer eigenen, mitunter schmerzvollen Konfrontation mit gut gehüteten Familiengeheimnissen und viel Unausgesprochenem: „Ich bin froh, dass meine beiden Kinder heute alles wissen.“
kasi für Zollern-Alb-Kurier