Einkaufen für den Bau im Elektro-Großhandel ist klasse, ganz ehrlich. Ich finde es immer irrsinnig spannend, den anwesenden Elektrikern bei ihren Großeinkäufen über die Schulter zu schauen, während ich so elementare Dinge wie Kabelbinder in Schwarz, wetterbeständig, oder Lehrrohre, die 25-er, Sie wissen schon, bestelle. Heute war es besonders lustig. Vor mir stand ein junger Elektromeister, der eine Bestellung abholen musste, die sein Vater, also der Seniorschef der Firma, bestellt hatte. Soweit so gut. Es ging um ein komplexes Beleuchtungskonzept mit Unterbau-Leuchten und Trafos, mit diversen Schiebern und Birnen und allem Pipapo.
Ich stehe also unter dem riesigen Ventilator in der Zwei-Mann-Schlange, bestehend aus dem Jung-Elektromeister und mir. Mein Vordermann erklärt dem Personal wortreich, dass sein Vater, der Chef, dies und das und die Unterbau-Leuchten bestellt habe. Von dem Anruf weiß niemand. Während das Personal diesen Umstand mit viel Aufwand unter sich zu klären versuchte, klinglt das Handy des jungen Elektromeisters. Weil ich direkt hinter ihm stehe, bekomme ich alles mit. „Jaja… die Angebote sind fertig….ich bin grad im Großhandel und warte.“ Der Gesprächspartner an der anderen Leitung hat offenbar genauso viel Zeit. „Jaja, bei dem Alex und der Katrin, da kriselt es grad gewaltig. Jaja, eine ganz komische Situation.“ Wissendes Nicken. „Jaja, sowas hab ich mir auch schon gedacht….“ Ich lausche angestrengt. Für Krisen aller Art fühle ich mich mit meinem Mutter-Theresa-Syndrom stets sofort zuständig. Dabei beobachte ich fasziniert, eine winzige Bohrmaschine, die sich auf einem runden Plateau im Kreis dreht und von allen Seiten bestrahlt wird. „Jaja… die haben sich sogar ganz oben auf dem Gerüst UMARMT….“ Die Stimme bekommt ein leichtes Tremolo und steigt in den Sopran.
Schade. Die Lieferung ist doch da. Jetzt werde ich wohl nie erfahren, was bei Alex und Katrin die Krise ausgelöst hat.