Hundertwasser hypnotisiert

Nach dem „Hype“ um Hundertwasser kehrt in der Galerie Albstadt – zumindest vorübergehend – Ruhe ein.

Albstadt. Der bekannte Maler und Grafiker hat die Massen magisch angezogen. Fast 18.000 Besucher wollten seine Werke sehen (wir berichteten): alt und jung, Schulklassen, große Gruppen und kleinere, vom Kindergartenkind bis zum 100-jährigen Kunstfreund Alfred Sebenico. Die Besucher kamen nicht nur aus Albstadt, sondern reisten aus Stuttgart, vom Bodensee, aus Tübingen, Mannheim oder Berlin an.

Das Galerieteam ist angesichts dieser Besuchermassen immer noch sprachlos. „Das hätten wir nie zu träumen gewagt“, sagt Volontärin Beate Reutter, die das Organisatorische rund um die Schau erledigt hat. Der literarische Brunch, zu dem am Sonntag Rosemarie Banholzer Prosa und Lyrik las, bildete sozusagen den Schlussstrich unter etwas, was die Galerie in dieser immensen Form noch nie erlebt hatte – auf Neudeutsch hieße es vermutlich „massiver Run“. Selbst zum abschließenden Brunch waren noch einmal über 40 Kunstfreunde da und ließen sich Kuchen und Maultäschle schmecken.

Nach so viel „Action“ jetzt erst einmal Durchatmen. Dr. Veronika Mertens, langjährige Mitarbeiterin in der Galerie Albstadt, freut sich sehr über den riesigen Besuchererfolg der Hundertwasser-Ausstellung. Zum einen hätten viele „neue“ Gäste den Weg ins Albstädter Kunsthaus gefunden. Zum anderen habe sich Hundertwasser mit seinen vielen, farbenfrohen Werken gut dafür geeignet, um selbst ganz junge Besucher behutsam mit Kunst vertraut zu machen. Außerdem hat die Hundertwasser-Ausstellung laut Mertens davon profitiert, dass der bekannte Künstler in den Lehrplänen der Schulen fest verankert ist: „Stellenweise waren drei, vier Schulklassen auf einmal da.“

Dennoch wird Veronika Mertens nicht müde, auf die große Bedeutung der Albstädter Sammlung hinzuweisen – egal ob mit Dix oder Caspar-Filser. Veronika Mertens und ihrer Kollegin Beate Reutter ist bewusst, dass ein Otto Dix und seine oft düsteren Kriegsmotive die Massen mitunter verhaltener mobilisieren als ein Hundertwasser, „dessen Name sehr vielen Menschen vertraut ist“. Allerdings, so sagt Mertens, brauche ein Haus wie die Galerie Albstadt beide Facetten: Ausstellungen mit allgegenwärtig vertrauten Namen wie Hundertwasser und genauso die Schauen, die der Albstädter Sammlung gerecht werden. Nicht zuletzt seien Werke aus Albstadt in der ganzen Welt zu sehen – „egal ob Wien, Madrid oder Mailand“.

Von daher wünscht Veronika Mertens auch der neuen Ausstellung mit Zeichnungen von Otto Dix, Martina AltSchäfer und Ulf Cramer einen großen Erfolg. Vernissage ist am Sonntag, 5. Juli.

kasi für Zollernalbkurier

Müde Muskeln und Musik

Während die Starter des ersten Wettkampftags beim Gonso-Albstadt-MTB-Classic ihren müden Muskeln Ruhe gönnten, kamen auch die Ohren nicht zu kurz: Gerd Rube, Schorndorfer Sänger, Songwriter und Gitarrist, lockte am Samstagabend viele, viele Musikfreunde zu einem Open-Air-Konzert zur Zollernalbhalle.

Albstadt. Petrus muss wohl Mountainbiker oder Rockfan sein: Nach der klimatisch eher durchwachsenen Woche war das Open-Air tatsächlich eins; das Konzert musste nicht ins Hallenfoyer verlegt werden. Nach den ersten Bike-Highlights im „Bullentäle“ gesellten sich zu alten Rockklassikern wie „Dead or Alive“ von Bon Jovi oder „Summer of 69“ von Brian Adams fröhliche Popsongs von Roxette oder Prince, so dass für jeden Musikgeschmack etwas geboten war.

kasi für Zollernalbkurier

MTB Classic Rube2

Ausnahmezustand auf Rädern

Es war ein Ausnahmezustand auf zwei Stollenreifen: Die Stadt Albstadt untermauerte am Wochenende eindrücklich, warum sie bundesweit als Mountainbike-Mekka gilt.

Albstadt. Preisfrage: Was ist, wenn die Hotelzimmer in der kompletten Region bestens gebucht sind? Parkplätze rund um das Tailfinger „Bullentäle“ Seltenheitswert besitzen? Ganz klar: ein Bike-Highlight namens Gonso-Albstadt-MTB-Classic. Die vielen tausend Besucher erlebten am Wochenende neuerlich ein Radsportereignis, das seinesgleichen lange suchen muss. Selbst das Nationalteam aus Uganda hatte etliche Fahrer angemeldet, musste allerdings kurzfristig wieder absagen. Laut Organisator Stefan Salscheider von Skyder Sportpromotion hatte offenbar nur der Präsident ein Visum bekommen…

Schade, aber nicht zu ändern. Dafür waren viele andere da: etablierte Profi-Sportler aus dem In- und Ausland, unzählige Nachwuchsfahrer, aufgeregte und mitfiebernde Zuschauer. Die Bundesliga-Starterliste las sich wie ein Who-is-Who. Die Teams reisten nicht nur aus dem nahen Ausland wie Schweiz und Österreich an, sondern auch aus Belgien, Russland, Dänemark oder sogar Isreal. Die Welt zu Gast in Albstadt – über 20 Nationen gaben sich ein Stelldichein.

Kein Wunder also, dass schon am frühen Samstagmorgen rund um die Zollernalbhalle, den Expo-Bereich und die Rennstrecke reger Betrieb herrscht. Laute Musik dröhnt aus den Boxen, die ersten Nachwuchsfahrer erhalten Siegersträußchen und Urkunden. Man fachsimpelt an den Ausstellungsständen in allen möglichen Sprachen über Material und Strecke, holt sich die erste Rote Wurst oder – der zeitigen Sommersonne sei Dank – eine Apfelschorle.

Stets mittendrin in dem radsportlichen Tumult: Organisator Stefan Salscheider. Gerade verfolgt er aufmerksam die deutsche U19-Nationalmannschaft, deren Junioren schon emsig mit Bundestrainer Peter Schaupp ihre Runden drehen. Schaupps Spitzname ist passenderweise „Speedy“. Schaupp, wie er selbst sagt, „ein alter Schwede“, und Downhill-Spezialist, kennt die MTB-Szene wie seine Westentasche. Der drahtige Grötzinger mit der grauen Mähne und dem lustigen Zöpfchen im Nacken fällt auch in Albstadt auf; selbstverständlich hat er schon lange vor allen anderen die Strecke mit dem neuen Abschnitt getestet: „Alles wirklich super.“ Seinen Schützlingen gibt er noch letzte Tipps oder hilft ihnen bei technischen Problemen auf die Pedale.

Peter Schaupps einziges weibliches Nachwuchstalent ist dieses Mal Vanessa Mosch aus dem nordrhein-westfälischen Landeskader. In Albstadt ist sie nicht zum ersten Mal am Start. Sie schwärmt vor allem vom tollen Flair: „Die Leute hier sind echt voll cool“, sagt das 17-jährige Nachwuchstalent und grinst. Der Bundestrainer mit dem schnellen Namen pflichtet bei: Die Rennen auf der Alb seien zweifelsohne etwas Besonderes. Dann geht selbst einem „Speedy“ die Zeit aus. Was steht auf Vanessa Moschs Weste? „Adventure begins today – das Abenteuer beginnt heute“. Dann nichts wie los.

kasi für Zollernalbkurier

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