In eigener Sache

So eine lange Blog-Pause hatte ich noch nie. Puh – ein dickes Sorry an meine treuen Leser! Danke vor allem an meinen treuesten Fan Michael Landmann fürs Nachhaken. Liebster Michael, wir sind wieder alle gesund, wir haben alle vorweihnachtlichen Arbeiten erledigt, und wir freuen uns jetzt auf ein ganz ruhiges Fest. Außerdem hat unser Haus einen Estrich bekommen, das heißt, erstens ruht die Baustelle jetzt etwas. Zweitens sind wir schon ganz weit, finde ich. Trotzdem ein liebes Dankeschön fürs Nachfragen und ein paar kurze Worte in eigener Sache.

Wir haben ein paar Wochen Krankheitsphase hinter uns. Eigentlich nicht wir, sondern unser Sohn. Aber das weiß jeder, der selbst Kinder hat, dass die ganze Familie irgendwie in Mitleidenschaft gezogen ist, wenn ein Sprössling krank ist. Und das im sprichwörtlichen Sinne. Jetzt fahren wir erst einmal eine Woche lang zum Skifahren, weil ich so genug habe wie schon seit langem nicht mehr. So ein Hausbau stresst ganz schön, wenn er auch viele spannende Erfahrungen mit sich bringt.

Und trotzdem. Irgendwie raste die Zeit in diesem Jahr nur so fort – und plötzlich war Weihnachten.  Ich habe es in diesem Jahr nicht einmal auf die Reihe bekommen, die Gruß-Emails pünktlich abzusenden. Muss ich erwähnen, dass ich in diesem Jahr erst gar keine Karten geschrieben habe? Weil Weihnachtskarten mitten im Hochsommer doof aussehen? Aber dafür gibt es andere Dinge, die in diesem Jahr gut geklappt haben. Von daher will ich gar nicht meckern: Der VfB kann wieder gewinnen. Jens Lehmann braucht keine Brille, er hat sie ja wieder zurückgegeben. Mein Haus hat einen Estrich. Mein Schreibtisch ist zum Jahresende aufgeräumt. Ich war zweimal beim Zahnarzt, ohne dass er bohren musste. Mein 1,5-Kilogramm-Glas Nutella habe ich fast allein gegessen. In gut zwei Wochen.  

Na also. Euch wünsche ich ein glückliches und vor allem gesundes Jahr 2010 (zum „Gesund“ tragen anderthalb Kilo Nutella sicherlich nicht bei). Macht was draus – Hauptsache, es klappt all das, was Ihr Euch wünscht. Wünscht Euch bitte viele Siege für den VfB.

Und falls es mal nicht so läuft: Haltet Euch an meinen kleinen Sohn Peter und nehmt einfach einmal eine Auszeit. Vielleicht macht Ihr den Mund dabei besser zu – es sieht schöner aus. Ich wünsche Euch ein großzügiges Christkind!

Eure Kasi

Es ist ein Schwabe

Peter war morgens mit seinem Papa auf der Baustelle und hat dementsprechend seinen kuschligen Nachmittag. „Ach Mama“, schmiegt sich mein Sohnkind vertrauensvoll an mich, gemütlich auf dem Sofa liegend, nein, eher hängend. „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich Dich hab‘? Du bist die guteste Mama, die man sich denken kann. Und ich will auch keine neue“. Ich bin sehr gerührt. Sonst neigt keiner meiner Männer zu derart offensichtlichen Gefühlsausbrüchen. „Und wenn ich mal ein großer Mann bin und einen Smart fahre (Anmerkung der Redaktion: Schließt sich das nicht kategorisch aus?!), dann darfst Du neben mir sitzen, wenn ich fahre. Weil hinten ist ja der Kofferraum.“ Vorausschauend, das Kind. Doch der Knirps denkt noch weiter: „Außerdem ziehe ich NIE aus. GAR NIE. Ich will immer bei Dir sein.“ Das glaube ich so zwar noch nicht, aber na schön. Ich frage, warum er immer bei mir bleiben will. Peter ist um keine Antwort verlegen: „Ich bin doch nicht doof und ziehe aus – jetzt, wo Ihr so ein schönes Haus baut.“ Da kommt der Schwabe durch. Aber in vollem Umfang.

Exklusiv und teuer

Schon länger habe ich nichts mehr über unseren Hausbau hören lassen. Gutes Zeichen. Wir sind recht zufrieden mit dem derzeitigen Verlauf. Mein Mann, der elektrische Fachmann, ist ganz in seinem Element. Ehrlich gesagt, sind mir seine ständigen Fragen, wo ich später einmal das Flurlicht einzuschalten gedenke, oder was ich davon halte, den Sonnenschutz per Knopfdruck auszufahren, mitunter etwas zuviel. Aber er ist wirklich fleißig und macht seine Sache gut, das muss ich jetzt mal ganz offen zugeben. Von daher: Et läuft. Und er ist trotz Staub und Dreck so unglaublich zufrieden, dass etwas unheimlich ist.

Was mir selten in solch großer Deutlichkeit aufgefallen ist: Warum habe ich nur den Hang zum Luxus? Egal wo wir sind: Mir gefällt IMMER das Teuerste. Wenn ein Verkäufer oder Verkaufsberater fragt: „An was hätten’se denn so gedacht?“ könnte ich eigentlich ohne zu zögern sagen: „Bringen Sie mir einfach das Teuerste, was Sie haben.“ Es ist wirklich wahr: Egal ob bei Fliesen oder bei den Wasserhähnen, egal ob bei den Böden oder den Lichtschaltern. Ich bin wirklich teuer. Mein bodenständiger Mann hat sich schon eins ums andere Mal seinen üppigen Schopf gerauft und gemurmelt: „Warum hat grad meine Frau so einen exklusiven Geschmack?“ Das klingt zugegebenermaßen viel netter, als wenn er sagen würde: „Sie ist ein echtes Luxusweibchen…“ Aber sind wir mal ehrlich: Unter’m Strich kommt beides aufs Gleiche raus.

In der vergangenen Woche haben der Holde und ich also so genannte Spotlights ausgesucht, also hübsche kleine Strahlerchen, die in der Decke eingebaut sind. Haben Sie eine Ahnung, was es da für Unterschiede gibt? Drehbare und schwenkbare? Messingfarbene und solche aus Alu? Offen gesprochen, könnte man da mit einem feisten Vermögen für Licht im Dunkel sorgen. Und eine erkleckliches Sümmchen in der Betondecke verbauen. Natürlich habe ich wieder das Teuerste ever ausgesucht. Das beste Metall. Schwenkbar. Ordentlich groß und mit dem besten Leuchtmittel. Diese Bestellung ging allerdings durch die Zensur. Hach ja. Es ist schon nicht leicht, so exklusiv zu sein.

Ein gutes Vor-Werk

Ich lade mein Auto aus, die Tür zum Haus steht offen, weil ich noch diverse Einkäufe verstauen muss. Im Augenwinkel sehe ich, wie eine Dame mittleren Alters, ganz bieder in Blüseken und Bundfaltenhose, entsetzt in meinen staubigen Hausflur linst. Wir haben derzeit 1) eine Baustelle, auf der jeden Tag Leitungen gespitzt werden. Soll ich von meinem Mann verlangen, dass er bei jeder Schraube, die er zu Hause holen muss, seine komplette Montur auszieht? Da wäre mein Mann mehr Chippendale, also hauptberuflicher Stripper, als Bauherr.

Außerdem lebt bei uns 2) ein kleiner Junge, dessen zweite Heimat der Sandkasten ist oder die Baustelle, einer, der am liebsten im Dreck buddelt oder sich gleich drin suhlt. Ich kann saugen wie ich will – zur Zeit ist es halt immer noch staubig. Nun ja, zurück zu der neugierigen Dame in unserem Hof.

Wie gesagt, diese steht immer noch starr vor Schreck und betrachtet mein Treppenhaus, das zugegebenermaßen etwas staubig daher kommt. Ich erlöse sie aus ihrem Schock: „Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?“ Sie errötet zart, fragt aber streng:  „Gehören Sie etwa in dieses Haus?“ Ich bejahe fröhlich. Was hätte ich auch anderes tun sollen – mit einer Kiste Milch im Arm? Sagen: Nein, ich bin nur der Bringdienst? Erscheint mir auch albern. Dann eröffnet sie mir, sie komme von der Firma (denken Sie sich eine renommierte Staubsaugerfirma, die sich auf Haustürverkäufe spezialisiert hat dazu) und könne mir ein super Angebot für einen noch supereren Staubsauger unterbreiten. Der sauge alles und jeden ein, geräuscharm, leistungsstark, habe eine Metalliclackierung…und und und. Ich unterdrücke mühevoll ein Lachen. Aha. Deshalb die Panik in ihrem Blick. Meine Staub bedeckte Treppe… Oder war es das potentielle, gute Geschäft, das sie , findig wie sie ist, witterte? Egal. „Ach wissen Sie“, sage ich so gefasst wie möglich, „mein Mann ist von Beruf Elektromeister. Ich bin versorgt.“ Ich sehe es an ihrem Blick. Sie denkt: „Warum bloß nicht mit einem Staubsauger?“ Und sie hätte doch gern ein gutes Vor-Werk getan.

Baulust und Baufrust

Warum sagt einem niemand, dass man neben Gips, USB-Platten und Akku-Schraubern beim Bauen vor allem Geduld braucht? Gottvertrauen? Und ein Stückweit auch Gelassenheit? Dumm ist nur, dass ich all das noch nie wirklich hatte. Ich bin eine, die glaubt, Dinge liefen nur dann richtig, wenn man sich selbst drum kümmert. Deshalb birgt dieser Umstand Probleme – vor allem, wenn es darum geht, Wände zu vergipsen oder Heizungsrohre zu verlegen. Denn das sind alles Dinge, die ich wirklich nicht kann.

Jetzt sind wir beim nächsten Problem. Beim Handwerker-Suchen, das haben mein Mann und ich gleich gemerkt, kommt es nicht nur auf den Preis an (als junges, zum Sparen angehaltenes Paar natürlich auch). Mindestens genauso wichtig ist es, dass man einem Handwerker sein Vertrauen schenkt und sich gut aufgehoben fühlt. Das haben wir gleich gemerkt. Letztens waren zwei Herren für ein paar Stunden bei uns – hätten sie bei uns einen Großauftrag zu erledigen gehabt, hätte ich sie vermutlich eigenhändig an die frische Luft gesetzt. Mein Göttergatte und ich wollten die Wohnung vor bösen Geistern ausräuchern – so haltlose Gesellen waren das. Allerdings haben wir über die ganze Bauzeit auch viele sehr gute Erfahrungen gemacht.

Doof ist einfach nur, dass alles so Hand in Hand gehen muss. Der eine fängt erst dann an, wenn der andere fertig ist. Der dritte kommt nur, wenn Du Deine Eigenleistung über die Bühne gebracht hast. Das ist ein nimmermüdes Hamsterrädchen. Manchmal schlimm, manchmal nicht ganz so. Und ab und zu kommt dazu einfach ein „Bauhänger“. Man sitzt inmitten von gefühlten Tonnen Staub. Überlegt sich, welcher Teufel einen geritten hat. Warum das bisherige Mietshäuschen auf einmal nicht mehr gut genug war. Ärgert sich über verpasste Sonnentage. Bundesliga-Spieltage ohne persönliche Anwesenheit. Verpasste Partys, weil man noch eben kurz….

Trotzdem ist es eine Zeit der wertvollen Erfahrungen. Wieder einmal – ich schätze, man wird NIE so alt, dass man nicht dazu lernt – stelle ich fest, auf wen ich mich in Krisenzeiten verlassen kann. So ein Bau ist schließlich so etwas Ähnliches. Wieder einmal merke ich, wer immer da ist. Wer seine Hilfe ANBIETET. Und das, ich erwähnte es bereits, sind nicht viele. Unseren Bau musste man noch nie wegen Helferüberfüllung schließen. Auch die Zahl derer, die nur mal nachfragt, wie’s so geht inmitten von Dreck und Werkstoffen aller Art, hält sich in Grenzen. Von vielen Bekannten bin ich auch enttäuscht. Würden all jene mal nachfragen, wie es uns mit Bau, neuem Büro und kleinem Kind mal so geht, denen wir schon mal geholfen haben… Dann würde mein Telefon öfter klingeln. Meistens kommen eher noch Leute vorbei und bringen UNS etwas, was kaputt ist oder dringendst erledigt werden muss. Schon dreist, denke ich manches Mal. Biete aber trotzdem freundlich eine Hausführung und einen Plastikbecher Kaffee an. Und muss mir im schlimmsten Fall dann noch anhören, dass es schön staubig ist bei uns.

Und als das, dies habe ich beschlossen, werde ich künftig nicht mehr tun. Für jeden, der nur zum Neugierig-sein kommt, gibt es künftig weder Kaffee noch Führung mehr, sondern allenfalls ein fröhliches Hallo, gepaart mit Besen und Schaufel. Besonders beliebt sind bei mir die, die vorbei schauen, gute Ratschläge abladen und dann wieder gehen. Für das gehe ich künftig nicht mehr von der Leiter.

Unbeklärte Bau-Fragen II

* Warum muss man stets wegen eines kurzen Stückchens Holz, Klebeband oder Glaswolle eine neue Packung oder eine frische Rolle anfangen?

* Warum sind ständig alle Messer stumpf?

* Warum ist auf dem Bau immer so schnell Abend? Warum empfindet man aber die Zeit, die man auf Handwerker warten muss als so unendlich lang?

* Warum kommt man immer mit vollem Einkaufswagen aus dem Baumarkt, auch wenn man eigentlich nur Glühbirnen für die Garage kaufen wollte?

Ungeklärte Bau-Fragen I

* Warum verschwinden Meterstäbe, Bleistifte und Messer immer wie von Geisterhand? Haben die Füße?

* Warum streiten Menschen auf Baustellen immer?

* Warum wollen mich immer alle fern halten? Ich bilde mir ein, kein so schlechter Helfer zu sein! Ich mache, was man mir aufträgt. Stelle selten intelligente Fragen (ich weiß es ja nicht besser), fange keine Endlos-Diskussionen an, sondern schaffe mein Zeug runter, weil ich ja meistens daheim noch Arbeit habe oder mein Kind auf mich wartet. Andere kommen auf Besuch und geben ungefragt tolle Ratschläge. Dann gehen sie wieder, weil sie ja ins Schwimmbad oder zum Grillen, ins Theater oder ins Kino müssen. Da frag‘ ich mich, was besser ist…

*  Warum ist es immer so staubig? Kriegt man ein Haus je staubfrei? Ich hoffe es…

* Warum sind Dixi-Klos immer so eklig?

* Warum kann ich keine belegten Brötchen mehr sehen? Oder Würste aus dem Kessel?

* Wieso kratzt und juckt Glaswolle so eklig? Die Menschheit fliegt zum Marsch, und das Zeug gibt einem bis heute das Gefühl, den Flohwalzer auf dem Rücken zu haben.

* Warum schlägt man sich immer am gleichen Balken den Kopf an?

* Warum sind manche Dinge im Plan anders als in der Praxis?

Wir klopfen auf Holz

Das Bauherren-Dasein entwickelt sich. Wir sind gelassener – manchmal. Mitunter entspinnen sich allerdings auch im Nachhinein ziemlich dämliche Diskussionen um Waschbecken oder Glaswolle. Aber wenigstens kommen wir gut voran – und das ist doch die Hauptsache. Von daher entwickelt sich dat Janze zu einer runden Sache. Von großen Krisen blieben wir bislang verschont  – wir klopfen auf Holz.

Das einzig Problematische ist: Wir bauen mit einem kleinen Jungen. Dieser ist zwar so unkompliziert, dass er durchaus auch einmal mit einem Bottich Wasser und einem Haufen Sand auf der Baustelle „Kaffee kochen“ spielt. Wenn es sein muss stundenlang. Allerdings gibt es in Sachen Kind durchaus ein paar Rahmenbedingungen – feste Essenszeiten, feste Schlafenszeiten, gelegentlich etwas für die Bespaßung. Diese Dinge würden wir zwei ohne Peter mit Sicherheit nicht so konsequent durchziehen. Aber Peter fordert das Seinige ein – und das ist auch gut so.  Obwohl er die Sache mit der Baustelle sehr spannend findet.

Verkabelte Beziehungsprobleme

Einkaufen für den Bau im Elektro-Großhandel ist klasse, ganz ehrlich. Ich finde es immer irrsinnig spannend, den anwesenden Elektrikern bei ihren Großeinkäufen über die Schulter zu schauen, während ich so elementare Dinge wie Kabelbinder in Schwarz, wetterbeständig, oder Lehrrohre, die 25-er, Sie wissen schon, bestelle. Heute war es besonders lustig. Vor mir stand ein junger Elektromeister, der eine Bestellung abholen musste, die sein Vater, also der Seniorschef der Firma, bestellt hatte. Soweit so gut. Es ging um ein komplexes Beleuchtungskonzept mit Unterbau-Leuchten und Trafos, mit diversen Schiebern und Birnen und allem Pipapo.

Ich stehe also unter dem riesigen Ventilator in der Zwei-Mann-Schlange, bestehend aus dem Jung-Elektromeister und mir. Mein Vordermann erklärt dem Personal wortreich, dass sein Vater, der Chef, dies und das und die Unterbau-Leuchten bestellt habe. Von dem Anruf  weiß niemand. Während das Personal diesen Umstand mit viel Aufwand unter sich zu klären versuchte, klinglt das Handy des jungen Elektromeisters. Weil ich direkt hinter ihm stehe, bekomme ich alles mit. „Jaja… die Angebote sind fertig….ich bin grad im Großhandel und warte.“ Der Gesprächspartner an der anderen Leitung hat offenbar genauso viel Zeit. „Jaja, bei dem Alex und der Katrin, da kriselt es grad gewaltig. Jaja, eine ganz komische Situation.“ Wissendes Nicken. „Jaja, sowas hab ich mir auch schon gedacht….“ Ich lausche angestrengt. Für Krisen aller Art fühle ich mich mit meinem Mutter-Theresa-Syndrom stets sofort zuständig. Dabei beobachte ich fasziniert, eine winzige Bohrmaschine, die sich auf einem runden Plateau im Kreis dreht und von allen Seiten bestrahlt wird. „Jaja… die haben sich sogar ganz oben auf dem Gerüst UMARMT….“ Die Stimme bekommt ein leichtes Tremolo und steigt in den Sopran.

Schade. Die Lieferung ist doch da. Jetzt werde ich wohl nie erfahren, was bei Alex und Katrin die Krise ausgelöst hat.

Wir kommen wieder

Ich beneide alle, die ohne Kind ein Haus bauen können. Wir brauchen für jeden gemeinsamen Bau-Dienst einen Babysitter, egal ob Bretter-Tragen oder Firmenbesuch, oder wir nehmen den Knirps halt mit. Mittlerweile fragt das Sohnkind schon, wenn wir mal „nürgends wo“ hingehen: „Gehen wir heute zu keinem Schreiner?“ Nun ja. Diese Woche waren wir zwar bei keinem Schreiner, aber dafür bei einem Sanitärfachmann und Heizungsbauer. Peter, direkt aus Kindergarten und Omas Garten, steht vor Dreck. Zum Umziehen reicht die Zeit nicht, weil sowohl Papa als auch Mama im Büro getrödelt haben. Deshalb nehmen wir unser verdrecktes Sohnkind halt so mit wie es ist. Ohne Abendessen und frische Klamotten, dafür mit viel frischem Sand, Grasflecken und leichtem Sonnenbrand. Kaum im Büro des sehr freundlichen Herrn angekommen, sagt Peter: „Du hast es schön hier. Kann ich bitte ein Glas Wasser haben?“ Die Frau des netten Handwerksmeisters bringt für uns alle Wasser und Gläser. Peter trinkt zufrieden. Um dann mitzuteilen: „Jetzt hab ich aber Hunger.“ Wieder weiß die nette Gattin Abhilfe und bringt ein Überraschungsei. Peter mampft ergeben: „Mönsch, super, sogar mit ner Brosche drin. Jetzt gehe ich in die Spielecke. Wo ist die?“ Während ich den Tisch säubere und das Kind, können mein Mann und der nette Heizungsfachmann wenigstens die Details unserer Heizung klären. Eine Spielecke, bedauert der Firmenchef mit traurigem Gesicht, gebe es nicht. Peter nimmt das einigermaßen gelassen: „Dann gibt’s die halt das nächste Mal.“ So weit alles klar. Weiter im Heizungs-Text.

Bis Peter wieder die Ruhe stört: „Sag mal, wo ist Dein Klo? Ich muss mal groß.“ Ich weiß nicht, wohin ich gucken soll. Mein Mann wünscht sich vermutlich zu seiner Mama zurück in seine Single-Wohnung unter dem Dach. Ich packe den Sprössling und folge mit rotem Kopf dem netten Heizungsbauer in seine sanitären Anlagen. „Cool“, brüllt Peter, „sooo ein schönes Klo will ich auch.“ Ja. Ich spüle Dich gleich das schöne Klo runter, Du Satansbraten. Peter sitzt auf, und alles passt. Wir lüften und gehen frisch gewaschen zurück in den Besprechungsraum. Der Rest des Gesprächs verläuft einigermaßen ruhig. Als wir gehen, bekommt der Zwerg eine eigene Seife, einen eigenen Labello und einen eigenen kleinen Meterstab. Das Kind strahlt vor Glück und sagt: „Danke schön. Du bist so nett. Und alles ist so schön. Sogar die Kaktusse auf dem Balkon. Wir kommen wieder.“ So eine Drohung für so einen netten Mann. Er tut mir Leid.

Am Tag darauf. Peter zieht seine Lieblings-blaue-Latzhose an (viel zu kurz, und trotz Hitze mit gestrickten Socken): „Jetzt fehlt nur noch das Heizungsbauer-Logo. Weil ich werd jetzt Rockstar und Heizungsbauer in einem schönen Büro.“